Grips Theater Berlin gastierte mit „Kebab Connection“ bei den Privattheatertagen

Hamburg. Das Interkulturelle hat sich längst die Theaterbühnen erobert. Auch die Privattheatertage haben es für sich entdeckt. Nach Fatih Akins „Gegen die Wand“ im vergangenen Jahr gastierte nun auf Kampnagel „Kebab Connection“ vom Grips Theater Berlin. Anno Saul hatte den Stoff 2005 nach einem Drehbuch unter anderem von Fatih Akin bereits verfilmt. „Kebab Connection“ ist eine Komödie, aber eine „Komödie mit ‚Hintergrund‘“, wie es im Zusatztitel heißt.

Es geht, klar, um fragliche Heimatgefühle, aber auch um andere universelle Themen, um einen Loser, der tolle Filmideen im Kopf, aber keinen Schimmer von Leben und Verantwortung hat. Ibrahim (Robert Neumann) träumt davon, den ersten deutschen Kung-Fu-Film zu drehen. Doch als Anfänger muss er erst einmal in Kurzstreifen für den Kebab-Laden seines Onkels werben. Während der ob des Machwerks schäumt, stürmen die Besucher den Laden. Die Karriere nimmt Fahrt auf.

Maria-Alice Bahra und Jan A. Schroeder siedeln das Geschehen auf einer etwas undurchsichtigen Mehrebenen-Bühne an, Anno Saul hält in seiner Regie das Tempo zu den Klängen einer dreiköpfigen Folk-Band hoch. Ibrahim („Ibo“) hat inzwischen weitere Probleme, ungeplant schwängert er seine deutsche Freundin Titzi (Nina Reithmeier). Absehbar steuert die Inszenierung nach der Pause auf das unvermeidliche Happy End zu, auch wenn sich Ibrahims Mann-Werdung – Neumann gibt ihn als glaubhaft tumben Tor – steinig gestaltet. Gut, dass er in dem Griechen Lefty (Jens Mondalski) und dem Albaner Valid (Paul Jumin Hoffmann), der auch im Hechel-Kursus höchsten Einsatz gibt, verlässliche Kumpels hat.

„Kebab Connection“ sucht einen bewusst leichtfüßigen Zugang zu den großen Fragen von Erwachsenwerden, Berufsfindung und gelebter Interkultur versus Familientradition. Die Inszenierung kommt betont jugendlich und munter daher. Vor allem die Trash-Szenen überzeugen, wenn etwa mithilfe von ganzkörperverhüllten Helfern Kung-Fu-Szenen simuliert werden. Leider verstärkt die Inszenierung ungesund das Spiel mit den Klischees. Der Ultrarealismus der Dialoge schmerzt - wie auch der Übereifer der hoch motivierten Darsteller. Weniger ist auch in Komödien manchmal mehr.

Privattheatertage bis 16.6., www.privattheatertage.de