Der Türke Mehmet Imert mixt im MEM heimische Küche mit arabischen Einflüssen

Wer Mehmet Imert beobachtet, sieht einen Mann der Perfektion, Hingabe, Konzentration. Es sei für ihn ein Glücksgefühl mit verschiedenen Produkten zu experimentieren, das Kochen seine Leidenschaft, sagt er. Das versteckt er zwar hinter einer zurückhaltenden, etwas mürrisch wirkenden Verschlossenheit, seine Speisen schmecken allerdings genau nach dieser Leidenschaft und der Liebe für ausgefallene Kreationen.

Seit 2005 kocht der Türke Mehmet Imert an der Alsterdorfer Straße, erst in dem winzigen Meridian Bistro, in das sich vor allem Grafiker, IT-ler, Mediengestalter und andere Mitarbeiter aus den umliegenden Büros und Agenturen zum Mittagstisch quetschten. 2010 dann baute Imert den edlen Stehimbiss zu einem Restaurant mit 30 Tischen, übersichtlicher Außenbestuhlung und offener Küche um. Der Bistro-Charme ist auch in dem neuen, schlicht gehaltenen Ambiente mit roten Wänden und braunen Tischen geblieben, die Liebe zum Detail auch. Der Außenbereich – nicht unbedingt einladend an der Ecke der dicht befahrenen Alsterdorfer Straße und der durchaus beschaulichen Himmelstraße gelegen – wurde so gut es geht liebevoll bepflanzt, Zeitschriften für jeden Geschmack liegen aus und die Toiletten im katakombenartigen Keller schmückt dezent helle Deko.

Und dann das Essen. Es ist eine Mischung aus edler, deutscher Küche mit ein wenig maritimem, dabei umso mehr arabisch-orientalischem Einfluss, die bei jedem einzelnen Gericht zu einer Offenbarung wird. Sei es der warme Artischockensalat mit Walnussöl und Pilzen (8Euro), marinierte Herzmuscheln mit Ananas und Limette (8Euro) oder gebackener Ziegenkäse mit Dattel-Oliven Tapenade (8Euro).

Imerts Karte hebt sich von dem üblichen Einerlei ab. Das gilt auch für die Hauptspeisen, die er ebenfalls saisonal zusammenstellt. Den Spargel serviert er mit Schichtgemüse und Nudelteigtaschen und Walnusssalsa (15Euro), die Lammbratwürstchen kommen mit Pistazien-Linsen, Chili-Birne und Koriander-Quark (15,50Euro) an den Tisch, der Kaninchenrücken mit Jungzwiebel, Garnelenragout und Basilikum-Apfel-Couscous (19,50Euro). Zum Schluss gibt es Törtchen von zweierlei Mousse mit Erdbeereis und Aprikosenkompott (8Euro) oder Tiramisu mit Vanille-Amarettini-Brösel und Rhabarber (7Euro). Die Weinkarte ist übersichtlich und absolut ausreichend, das Bier kommt aus der Flasche.

Hoch konzentriert bereitet Imert all diese Speisen frisch und vor den Augen seiner Gäste zu. Mal unterstützt ihn dabei seine Schwägerin, mal seine Frau. Noch ein letzter Blick auf den Teller geworfen, da noch einen Spritzer vom Rand gewischt und schon gehen die Gerichte gleichzeitig an den Tisch, egal ob es zwei oder acht sind. Das erfordert naturgemäß Zeit, die auch die Gäste mitunter mitbringen sollten. Insbesondere bis zur ersten Bestellung kann es etwas dauern. Ein Warten, das sich lohnt.

MEM – Open Kitchen Mo–Fr 11.30–23.30, Sa 17.00–23.30, So geschl., Alsterdorfer Straße 34 (Bus 109), T. 28 78 75 82; www.mem-ok.de