Das Live-Art-Festival befasst sich in Kunst und Theorie mit den Grenzen von Arten

Nicht erst seit Carolyn Christov-Bakargiev auf der Documenta (13) die These von der Gleichrangigkeit von Tier und Mensch aufwarf, ist das Verhältnis der Spezies zueinander in ein breites Bewusstsein gedrungen. Ein willkommener Anlass für die Macher des Live-Art-Festivals auf Kampnagel, die aktuelle Ausgabe bis zum 15. Juni ganz diesem Thema zu widmen.

Die Wiener Performer von God’s Entertainment errichten im Foyer einen „Human Zoo“ (bis 15.6., an allen Vorstellungstagen ab 18 Uhr) — nur dass keine Tiere, sondern Obdachlose, Frührentner und eine alleinerziehende Mutter in den Käfigen sitzen. Der polynesische Choreograf Jecko Siompo wiederum führt auch in seiner neuen Arbeit „In Front of Papua“ (bis 8.6., jew. 20Uhr) gegenwärtige Hip-Hop-Moves auf Vogeltänze zurück. Herkömmliche Zuschreibungen zwischen Mensch und Tier löst auch die Hamburger Künstlerin Corinna Korth mit ihrem Institut für Hybridforschung in „Back to the Bone“ (6. und 7.6., jew. 21 Uhr) auf. Und der Choreograf David Weber-Krebs hinterfragt in seiner Arbeit „Balthazar (2. A Choreography)“ vom 6. bis 8.6. (jew. 19 Uhr) mithilfe leibhaftiger Esel, wer den entscheidenden Impuls für die Performance gibt. Mensch oder Tier?

Allerlei binäre Denkmodelle wie Natur/Kultur untersucht die Choreografin Antonia Baehr in „Abecedarium Bestiarium“ (12. bis 14.6., jew. 19.30Uhr). Martin Nachbar durchbricht in „Animal Dances“ am 13. und 14.6. (jew. 21 Uhr) das Tabu, Tiere im Tanz zu imitieren. Außer der Kunst beleuchtet ein internationaler Kongress am 14. und 15. Juni das Thema theoretisch. Am Ende des 15.6. steht mit „Free Species“ ab 21.30 Uhr eine „lange Nacht der Befreiung“.

Live-Art-Festival: „Zoo 3000: Occupy Species“ bis 15.6., Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20-24, Karten: 3,- bis 32,-/Pass 40,-; www.kampnagel.de