Die kolossale Band Phoenix kommt mit neuem Album in den Stadtpark

Die Musiker von Phoenix hatten bestimmt ein gutes Gefühl, als sie im April ihr neues Album veröffentlichten. Frühling und der leichtfüßige Pop französischer Prägung – das passt doch prima zusammen. Nun ist es aber so, dass die Grande Nation ein Übermaß an eleganter, eklektizistischer Populärmusik im Musikschatz des Landes versammelt.

Hipster aller Länder hören dieser Tage also nicht nur den glatten Synthiepop, den niemand so forciert rockistisch interpretieren kann wie Phoenix, sondern auch den funky Disco-Renaissance-Sound von Daft Punk. Das neue Daft-Punk-Album, „Random Access Memories“, geht ab wie Lucie in den Charts, da kann die unter Pop-Connaisseuren seit vielen Jahren äußerst angesagte Band Phoenix nicht mithalten: Ihr neues Album „Bankrupt!“ verkauft sich nicht annähernd so gut.

Aber der Vergleich mit den berühmten Daft Punk ist auch ein bisschen unfair, denn die Musik von Phoenix ist deshalb so charmant, weil sie nicht in jedem Dudelfunk zu hören ist. Das Quartett aus Versailles schöpft seinen hohen Coolness-Faktor aber nicht nur aus der mondänen Musik, sondern auch aus der Anbindung an Hollywood. Sänger Thomas Mars, wie die Brüder Christian Mazzalai und Laurent Brancowitz hat er eine deutsche Mutter, ist ja mit der sensationellen Filmemacherin Sofia Coppola („Somewhere“, „Lost in Translation“) verheiratet. Sagen wir mal so: Wer Filme von Coppola und Songs von Phoenix gut findet, der darf sich ganz sicher geschmackssicher nennen. Das neue Album von Phoenix ist übrigens das erste, das exakt wie der Vorgänger klingt. Und das, obwohl die Gitarren größtenteils durch Synthesizer ersetzt wurden.

Auf den vier Vorgängern hatten die Musiker stets mit ihrem Sound experimentiert. Im weitesten Sinne kann man den als Indiepop bezeichnen, er changiert zwischen geschmeidigem Radioformat („Everything is Everything“) und gitarrengetriebenem Collegerock („Long Distance Call“). Seit dem gerade in Amerika erfolgreichen Album „Wolfgang Amadeus Phoenix“ haben sich die Franzosen nun aber dem extrem tanzbaren Uptempo-Pop verschrieben. Die neue Platte ist in ihrer Struktur ein Abbild dieses mit Hits gespickten Superalbums „Wolfgang Amadeus Phoenix“ („Lisztomania“, „1901“, „Girlfriend“, „Armistice“). Der Dancefloorfeger heißt diesmal „Entertainment“, ist textlich ähnlich rätselhaft wie eigentlich jeder Phoenix-Song und hat ein unnachahmlich japanoides Riff. In der Mitte steht wieder ein Instrumentalstück, und die heimlichen Lieblinge stehen mit „Bourgeois“ und „Oblique City“ erneut am Ende des Albums.

Dass Phoenix eine exzellente Liveband ist, die mittlere Hallen zum Toben bringt, aber auch Massenfestivals wie Rock am Ring bespielt, versteht sich von selbst. Der große Erfolg ist zuletzt ziemlich überraschend über die Musiker gekommen, gesucht haben sie ihn tatsächlich nicht, wie sie in Interviews freimütig bekennen. Er wolle kein öffentliches Kunstwerk sein, sondern lieber in einer schicken, kleinen Galerie hängen, hat Mars unlängst schön gesagt. Na dann.

Phoenix Di 11.6., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten zu 39,50 im Vorverkauf; www.wearephoenix.com