Das Porträt „Max Beckmann – Departure“ leistet Kunst-Nachhilfe

Mit „Max Beckmann – Departure“ wird die Reihe der Filme über bildende Künstler im Kino fortgesetzt. Dominierte bei den Lebenden (wie zuletzt Georg Baselitz, Gerhard Richter und Anselm Kiefer) der Einblick in das Handwerk, das Zuschauen beim Anfertigen aktueller Arbeiten, so geht es in diesem Porträt von Max Beckmann um den Zusammenhang von Alltag und Kunst. Berlin, Amsterdam, New York City, St. Louis sind nur einige der Stationen in Beckmanns Leben, der 1884 in Leipzig geboren wurde und völlig unerwartet am 27. Dezember 1950 im New Yorker Central Park an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Historische Wochenschau-Aufnahmen und aus dem Off verlesene Briefe und Tagebuchaufzeichnungen Beckmanns bieten Einblicke in Leben und Werk, auch wenn die konsequente Parallelisierung von Kunst und Leben anfangs für einige überflüssige Verdoppelungen sorgt, etwa wenn einem Gemälde Beckmanns, das im Varieté-Milieu angesiedelt ist, reale Varieté-Bilder folgen. Glücklicherweise rückt der Film von Michael Trabitzsch, der bereits einen Film über Ernst Ludwig Kirchner („Zeichen bis zur Raserei“, 1999) vorlegte, später die zehn Triptychen, die Beckmann zwischen 1932 und 1950 fertigte, in den Mittelpunkt.

In ihnen schlagen sich nicht nur die Erfahrungen des Künstlers, von der Vertreibung aus Nazideutschland, dem Zweiten Weltkrieg und der neuen Heimat in den USA nieder. Gerade in der Verbindung von zeitgeschichtlichen mit religiös-mythologischen Motiven sind diese Werke vielschichtig und nicht leicht zu entschlüsseln. Diese Arbeit leisten im Film die Kuratoren der jeweiligen Museen, in denen die Werke heute hängen. Das ist ein lohnenswerter Ansatz, weil er den Blick des Zuschauers für Details schärft.

+++-- „Max Beckmann – Departure“ Deutschland 2012, 97 Minuten, ab 6 Jahren, R: Michael Trabitzsch, täglich im Abaton, Koralle-Kino; www.max-beckmann-der-film.de