Hamburgische Kulturstiftung schmeißt Geburtstagsparty im Museum für Hamburgische Geschichte

Hamburg. Betteln gehört bei Spendensammlern zum Handwerk. Gesa Engelschall beherrscht dieses Handwerk, das in ihrem Metier ja eigentlich eher ein Mundwerk ist, offensichtlich derart charmant und überzeugend, dass kaum jemand, der Geld übrig hat und der der Kultur, insbesondere der Kinder- und Jugendkultur, gewogen ist, ihrem Werben für die gute Sache widerstehen kann. Wie sie auch für leibliche Genüsse die Trommel und gebefreudige Herzen zu rühren vermag, bewies Frau Engelschall jetzt beim Sommerfest aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Hamburgischen Kulturstiftung, deren geschäftsführender Vorstand sie ist.

Als die vielen geladenen Gäste der Veranstaltung am Dienstagabend in den überdachten Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte schritten, war der Ahs! und Ohs! über die prächtige Dekoration und die mit Speisen beladenen Tische, die sich unter ihrer Last beinahe wie im Märchen bogen, kein Ende. Gut, die Förderer der Kultur waren um eine Festspende und einen Beitrag zum Verzehr gebeten worden. Aber wer sah, was die spendablen Gastronomen dreier Restaurants, die großzügigen Inhaber zweier Weinhäuser und ein Käsehändler vom Isemarkt alles aufgefahren hatten, wer das von einer Licht-und-Ton-Firma gesponserte Farbspiel aus roten Scheinwerfern und den hübschen Blumenschmuck betrachtete, der musste sich beinahe wie im Schlaraffenland fühlen. Und wurde kräftig umsungen – wenn nicht von Engelschall, so doch vom Klang schmetternder Trompeten, in die drei junge Musiker von der Hochschule bliesen.

Dabei feierte die Veranstaltung selbst die seit nunmehr 25 Jahren angewandte Kunst des schlauen Fuchses, nämlich wie man in Hamburg, kulturell keineswegs ein Schlaraffenland, manche hoch hängende Traube zum Wohle ebenso mittelloser wie einfallsreicher Künstler eben doch ergattern kann. Dass Gesa Engelschall und ihr kleines, tüchtiges Team unter Zuhilfenahme finanzieller Jonglage unentwegt Dinge ermöglichen, die der Seele und dem Geist der Stadt guttun, machte ihr langjähriges Kuratoriumsmitglied, der Notar Peter Rawert, in seiner wahrlich zauberhaften Ansprache deutlich. Rawert, der lebende Gegenbeweis für das Vorurteil vom staubtrockenen Juristen, zeigte die Verschiebekunst der Stiftung anschaulich an einem in asymmetrische Teile zersägten Rechteck aus Holz, das er wie ein Bild in einen Rahmen auf eine Staffelei gestellt hatte. Beiläufig präzis plaudernd, brachte er wiederholt scheinbar unrettbar die Teile auseinander, nur um sie vermittels seiner unter die Worte gemischten Zauberei immer wieder akkurat in Form zu bringen.

Das sogenannte Spendendoppel übrigens, mit dem die Stiftung ihren Geburtstag feiert und mit dessen Hilfe sie 25-mal 10.000 Euro für förderungswürdige Projekte aufbringen will, jeweils 5000 von Kunstfreunden und 5000 aus der eigenen Schatulle, steht jetzt online: www.kulturstiftung-hh.de. Noch am Abend der Party fanden sich bereits die ersten zehn Paten, die mit der vollen Summe helfen wollen.