Der Münchner Krimiautor Robert Hültner ist ein sensibler Chronist der 1920er-Jahre. Sein erster Kriminalroman „Walching“ mit Kommissar Kajetan erschien 1993, jüngst ist der sechste Kajetan-Fall erschienen, „Am Ende des Tages“. Damit beschließt Hültner seinen kriminalistischen Zyklus, der zugleich ein facettenreiches Gesellschaftspanorama jener Jahre ist, in denen das Dunkle heranwächst.

Kajetan, aus dem Polizeidienst entlassen und als tot geltend, kehrt nach München zurück – und erhält die Chance, wieder für die Polizei zu arbeiten. Er übernimmt den Fall eines Bauern, der angeklagt ist, seine Frau getötet zu haben. Von der Unschuld seines Klienten überzeugt, gräbt Kajetan sich tief ein in die Hintergründe dieser nur scheinbar einfachen Geschichte. In den Zeiten des anschwellenden Faschismus gerät er schnell zwischen die Fronten widerstreitender politischer Interessen, anfangs ohne etwas zu ahnen von den Dimensionen, die das Spiel hat, in dem ihm eine ganz bestimmte Rolle zugewiesen ist.

Es sind keine tempogeladenen Kriminalromane, die Robert Hültner schreibt. Vielmehr ist er ein genauer und sensibler Beobachter seelischer wie sozialer Zustände. Hültner demaskiert stilistisch elegant all das, was lediglich vorgibt, freundlich und menschenzugewandt zu sein. Auch die Liebe hat bei ihm einen schweren Stand. Kajetan, dieser immer etwas mürrische und eigenbrötlerische Ermittler, ist ihrer nicht fähig, sein Wille nach Wahrheit und Erkenntnis ist stärker. Was auch eine tragische Eigenschaft ist. Und eine für den Gang der Geschichte ungemein spannende.

Robert Hültners sechsbändige Inspektor-Kajetan-Reihe hat viele Leser verdient.

Robert Hültner: „Am Ende des Tages“; btb, 318 Seiten, 19,99 Euro