Die Monika Mohr Galerie zeigt magische Werke von zeitgenössischen Künstlern. In der „Sieh!Mal!An!“ betitelten Schau von Monika Mohr spielt die Schrift als Gestaltungselement eine besonders auffällige Rolle.

Hamburg. Die malerischen Bilder von 13 Fotokünstlern aus sieben Jahrzehnten, die jetzt in der Monika Mohr Galerie am Mittelweg zu sehen sind, bilden eine Fotoschau auf musealem Niveau. Zeitgenössische Klassiker des Genres von Peter Beard, Meret Oppenheim und Man Ray über Arnulf Rainer und Daniele Buetti bis zu Martin Pudenz und Donata Wenders sind mit speziellen Arbeiten versammelt, mit zu kleinen Kunstwerken weiterentwickelten Fotografien.

Die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei sind seit jeher fließend. Bereits frühe Lichtbildner orientierten sich in Bildaufbau oder Motivwahl am klassischen Vorbild großer Maler. Die Protagonisten des Pictorialismus orientierten sich vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg gar nachbildnerisch oder zumindest technisch-stilistisch am Naturalismus, an Impressionismus und Symbolismus. Von Künstlern in Collagen eingesetzte, übermalte, beschriftete oder anders verfremdete Fotos sind seit Jahrzehnten selbstverständliche künstlerische Ausdrucksmittel.

In der „Sieh!Mal!An!“ betitelten Schau von Monika Mohr spielt die Schrift als Gestaltungselement eine besonders auffällige Rolle. So ließ der Schweizer Akt-Fotograf Bruno Bisang sich die Polaroids mit Widmungen versehen, die er vor jedem Shooting mit Models wie Naomi Campbell oder Claudia Schiffer machte. Und auch wenn Letztere nicht mehr mitteilen mochte als „Lieber Bruno! Du bist ganz toll!!!“ und Erstere knapp schrieb „To Bruno, Peace + Love“, tut das dem Kunstwerk eher gut, weil wenige Worte einen ordentlichen Schriftschwung – mit blauem (Claudia) oder rotem (Naomi) Stift – ermöglichen.

Geradezu ornamental schnörkelig wirkt hingegen die gleichfalls ins Foto selbst gesetzte Schrift von Peter Beard, wie im berühmten Leoparden-Bild „Hunting Cheetah for The End of the Game“. Beim New Yorker Beard, der auch eine Farm in Kenia besitzt, ist aber die Schrift nur eines von zwei malerischen Elementen, denn seine Fotografien sind von ihm selbst oder afrikanischen Malern unter seiner Anleitung bemalt. Dabei gestaltet Beard häufig farbenfrohe Rahmungen seiner Motive, ausgeführt in einer Mischung aus Ochsenblut und Tempera.

André de Plessel aus Miami kombiniert gleichfalls zwei Gestaltungselemente, um seine Fotos zu einmaligen Originalen zu machen. Die Models seiner erotischen Serie „Smoke“ halten alle eine Zigarette in der Hand. Folgerichtig überschreibt de Plessel seine Abzüge nicht nur handschriftlich, sondern brennt sie auch noch ringsum an den Rändern an; so sind die Models in Asche gerahmt. Ähnlich entschlossen greift der österreichische Fotograf Andreas H. Bitesnich in die Gestaltungstrickkiste. Seine Akte der Reihe „Erotic Nude“ erinnern – kunstvoll zerkratzt, und bekleckert– an Daguerreotypien aus den Anfängen der Fotografie. Auch komplett schriftlos erklären diese Bilder sich vollständig selbst. Zwei weitere Akt-Fotografen der Schau sind der in Berlin lebende Russe Oleg Micheyev und der Berliner Straulino, die jeweils ihre Modelle selbst bemalten, wie es auch Man Ray für einige seiner berühmtesten Aufnahmen tat.

Wahre Künstler hingegen sind und bleiben auch im Umgang mit der Fotografie Meret Oppenheim (1913–1985)und Arnulf Rainer, 83. Die Schweizer Surrealistin Oppenheim wurde einst vom Fotografen Heinz Günther Mebusch gebeten, ein Porträt zu signieren, das er von ihr angefertigt hatte. Die Künstlerin aber behielt das Foto und edierte eine 50-teilige Serie mit eigenen Bearbeitungen. Sie besprühte die Aufnahmen durch eine Schablone, tätowierte und verzierte dabei das Gesicht jedes mal etwas anders, sodass lauter Unikate entstanden.

Der Informel-Künstler Arnulf Rainer übermalt Fotos aus Prinzip und mit Leidenschaft – diese Arbeiten sind sein Markenzeichen. Das von ihm aufgenommene und übermalte Porträt von Bernhard Minetti, das jetzt bei Monika Mohr zum Verkauf angeboten wird, ist ein Geschenk Rainers an Minetti, vom Schenkenden ebenso signiert wie vom Beschenkten. Es hing bis zum Tode des großen Schauspielers 1998 in dessen Berliner Wohnung.

Ein anderer Fotograf der Schau, auch von ihm zeigte die Photography Monika Mohr Galerie bereits mehrere Einzelausstellungen, ist der Hamburger Carsten Witte. Er ließ seine Aktaufnahmen von Markus Ben Fuchs übermalen, der dabei die Fotos in mehrfarbige Gemälde verwandelte. Wahre Gemälde ohne eines Malers Zutun zaubert der Frankfurter Martin Pudenz mithilfe des Bromöl-Verfahrens. Das Ergebnis mehrerer Bearbeitungen des Positivs sind einmalige, reliefartig strukturierte Ölbilder. In der jetzigen Ausstellung sind zwei ältere New-York-Ansichten zu sehen.

„Sieh!Mal!An!“ bis 3. September (Sommerpause vom 2. Juli bis zum 23. August), Photography Monika Mohr Galerie, Mittelweg 45, geöffnet von Dienstag bis Freitag, jeweils von 12 bis 18 Uhr