Hamburg. Es kommt nicht aller Tage vor, dass eine Doktorarbeit in den Medien derart viel Aufmerksamkeit erregt wie diese. Anna Terschüren, Mitarbeiterin in der NDR-Verwaltung, hat sich in ihrer Promotion mit dem eigenen Haus beschäftigt — mehr als manch einem recht sein mag, denn die Ergebnisse, zu denen Terschüren kommt, bieten den öffentlich-rechtlichen Sendern wenig Anlass zum Jubel. Unter anderem kommt die Autorin zu dem Schluss, dass die Haushaltsabgabe, die seit Januar 2013 flächendeckend für ARD und ZDF erhoben wird, nicht verfassungskonform ist, berichtet „Spiegel Online“. Terschüren hält die Haushaltsabgabe in Höhe von 17,98 Euro im Monat für eine Steuer. Sie werde „voraussetzungslos“ geschuldet, es gebe keine individuelle Gegenleistung für die Entrichtung, die Gruppe der Beitragszahler lasse sich nicht von der Allgemeinheit abgrenzen und habe keinen Sondervorteil.

Dass Terschüren nebenberuflich an einer Doktorarbeit über die „Reform der Rundfunkfinanzierung in Deutschland“ schreibt, ist bereits seit einigen Wochen bekannt. Nun allerdings ist die Arbeit verteidigt. Und bewertet mit der Bestnote summa cum laude. Die Promotion kommt aus NDR-Sicht nicht zur besten Zeit. War die Rundfunkgebühr schon vor der Reform nicht allseits in der Bevölkerung beliebt, ist sie, seit sie Anfang des Jahres in einen allgemeinen Beitrag umgewandelt wurde, umstrittener denn je. Zudem ist NDR-Intendant Lutz Marmor als Vorsitzender der ARD auch für übergeordnete Strategiefragen verantwortlich.

Weiter setzt sich Terschüren in ihrer Arbeit damit auseinander, ob ARD und ZDF weiterhin Werbung senden dürfen. Sie kommt zu dem wenig schmeichelhaften Schluss: Durch die Werbefinanzierung des Vorabendprogramms gehe es weniger um Programmvielfalt, sondern darum, den Massengeschmack zu bedienen. Bei Vorabendserien etwa seien kaum Unterschiede zum Privatfernsehen zu erkennen. „Festzuhalten ist bislang, dass die negativen Effekte der Werbefinanzierung auf das Programm deutlich stärker wiegen als die Zusatzeinnahmen, die hierdurch generiert werden. Somit ist es naheliegend, diese vielfaltsverengenden Einnahmequellen abzuschaffen“, schreibt Terschüren. Wie ihre Expertise bei ihrem eigenen Arbeitgeber ankommt, ist bisher nicht bekannt. „Ich scheue die Auseinandersetzung nicht, die Arbeit ist wissenschaftlich profund“, sagte sie.