Diese Augen! Man könnte mit Fug und Recht behaupten, die Augen seien die bedeutendste Sehenswürdigkeit in der amerikanischen Fernsehserie „Scandal“, die jeden Donnerstag um 22 Uhr gleich nach „Grey´s Anatomy“ auf ABC läuft. Es sind die Augen eines waidwund geschossenen Rehs, und sie glänzen tränenfeucht in einem schwarzen Gesicht von geradezu überirdischer Schönheit. Sie gehören der Schauspielerin Kerry , die in „Scandal“ eine Frau namens Olivia Pope verkörpert; Olivia – Freunde dürfen sie „Liv“ nennen – ist leider in eine ausweglose Liebesaffäre mit dem Präsidenten verstrickt, einem moderaten (übrigens weißen) Republikaner namens Fitzgerald Grant.

„Scandal“ ist das, worauf sich DVD-Freaks und Serien-Junkies, die von „Lost“ über „West Wing“ und „Homeland“ schon alles gesehen haben, freuen dürfen – denn in Deutschland läuft die Serie bislang nicht. Wer aber auf Partys oder in der Kantine mal so richtig angeben will, der sollte von „Scandal“ gehört haben: hoffnungslose Sehnsucht, endloses Schmachten. Ein Kitschroman in einem Nest voller Giftschlangen. „Scandal“ spielt in Washington, D.C., und man muss nach Betrachtung dieser Serie seine Meinung über die US-Hauptstadt gründlich revidieren. Offenbar ist sie nicht so langweilig, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Dass der schwule Stabschef per Handy gedungene Mörder in der Gegend herumkommandiert, wundert da gar nicht mehr.

8,3 Millionen Amerikaner können nicht irren, sie sind süchtig danach. Unter den Sendungen, die nach zehn Uhr abends ausgestrahlt werden, ist „Scandal“ von Produzentin Shonda Rhimes („Grey‘s Anatomy“) die Nummer eins; zumindest in jener Alterskohorte, um die im US-Fernsehmarkt am heftigsten gekämpft wird, also bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 49. Leider steht noch nicht fest, welcher Sender in Deutschland dereinst „Scandal“ ausstrahlen wird, klar ist nur: an einer Synchronfassung wird gearbeitet.