Bei einer prominent besetzten Gala in der Fischauktionshalle wurden Donnerstagabend die Echo-Jazz-Preise verliehen

Hamburg. Das Wetter hätte besser sein können in diesem Mai, der sich wie ein nasskalter April anfühlt. Aber wer bei einer Gala wie dem Echo Jazz einen Preis überreicht bekommt, marschiert dennoch lachend über den roten Teppich in die Fischauktionshalle. Nils Wülker, der in Hamburg lebende Trompeter, ist so ein Beispiel. Mit Freundin Janine im Arm betrat er den festlich geschmückten Saal, posierte für die Fotografen und strahlte in der Gewissheit, später eine Trophäe als bester Instrumentalist in der Kategorie Blechbläser überreicht zu bekommen.

Warner-Chef Bernd Dopp kam gleich mit einem ganzen Bus angefahren und brachte US-Saxofonist Joshua Redman, Klaus Doldinger und die afrodeutsche Sängerin Yakoto mit auf die Gala. So viel Jazz-Prominenz wie am Donnerstag war noch nie in Hamburg, denn auch Miles Davis’ früherer Saxofonist Kenny Garrett, der Gitarrist Lionel Loueke, die Pianisten Jamie Cullum und Michael Wollny und viele weitere erstklassige Musiker kamen an die Elbe.

Moderiert wurde die Gala von Till Brönner und Janin Reinhardt, eröffnet von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz. Brönner, einer der international angesehensten deutschen Jazzmusiker und mehrfacher Echo-Preisträger, und Reinhardt hatten alle Hände voll zu tun, denn es wurden Trophäen in 30 Kategorien vergeben. Anders als bei den Oscars oder auch beim Pop Echo wissen die Gewinner schon vorher, dass sie einen der Preise gewonnen haben. Vergeben werden sie von einer 13-köpfigen Fachjury. Beim Echo Jazz geht es nicht um Verkaufszahlen, sondern um Qualität.

Sechs der Preise blieben in Hamburg. Vielleicht Zufall, aber möglicherweise auch ein Dankeschön an die Stadt, die die Gala mit großer finanzieller Unterstützung auch in den kommenden zwei Jahren ausrichten wird. Hinter den Kulissen hatte sich vor allem Warner-Chef Dopp dafür starkgemacht, dass die Preisverleihung an die Elbe kommt. Elbjazz-Geschäftsführerin Tina Heine begrüßte die Entscheidung der Deutschen Phonoakademie in Berlin ebenfalls, denn ihr Festival startet am heutigen Freitag. Einige der Künstler bleiben einen Tag länger und spielen auf dem Elbjazz wie der Saxofonist Joshua Redman oder der britische Pianist Jamie Cullum. Preise bekamen beide nicht überreicht, sie waren Teil des hochkarätigen Rahmenprogramms.

Einen besonderen Preis als Förderer des Jazz bekam Sedal Sardan, der Betreiber des A-Trane in Berlin. Das ist ein Club, in den nicht mehr als 150 Zuschauer passen, der aber ein exquisites Programm bietet. Musiker kommen gern dorthin, weil Sardan den Jazz liebt und sich unablässig für ihn starkmacht.

Einen Hamburger Förderer des Jazz, der einen Club führt, wird man leider nicht auszeichnen können, denn wenn das Birdland im Juni schließt, gibt es keinen einzigen Modern-Jazz-Club mehr in der Hansestadt. Das war aber gestern kein Thema, das die Galagäste umtrieb. Eher schon das Wetter während der kommenden zwei Elbjazz-Tage. Einen roten Teppich gibt’s bei den Bühnen auf dem Werftgelände von Blohm + Voss nicht, Regenjacken sind dringend empfohlen.