Die ersten Tänzer im Bundesjugendballett verabschieden sich mit „Simple Gifts“

Den Tanz „unters Volk“ zu bringen und Menschen für diese Kunst zu begeistern, denen Ballett fremd ist oder denen die Gelegenheit fehlt, Tanzvorstellungen zu besuchen, gehört zu den zentralen Zielen des 2011 gegründeten Bundesjugendballetts. Das achtköpfige Ensemble bringt „Rap auf Ballett“ ins Gefängnis oder eine Neumeier-Choreografie im Club-Ambiente, kooperiert mit The Young ClassX, gibt Workshops in Schulen und Flüchtlingsheimen, tritt in Seniorenresidenzen innerhalb und außerhalb der Stadt auf, aber auch mal im Luxushotel und natürlich in Konzertsälen und bei Festivals wie dem Heidelberger Musikfrühling.

Da drängt sich der Gedanke geradezu auf, die Tänzerinnen und Tänzer unterschiedlicher Nationalität auch mit verschiedenen Formen des Volkstanzes aus ihrer Heimat oder anderen Ländern bekannt und vertraut zu machen. Wer jetzt jedoch an Folklore, an eine Mazurka auf Spitze oder das Stiefelknallen beim russischen Kasatschok denkt, der liegt völlig falsch.

Die groß angelegte Choreografie-Collage „Simple Gifts“, mit der sich die erste Generation des Bundesjugendballetts nach zwei Jahren verabschiedet, zeichnet sich durch einen besonderen künstlerischen Ansatz aus: Junge Musiker und Tänzer präsentieren durch Folk-Songs inspirierte, gemeinsam in Proben erarbeitete Lieder großer Komponisten und von acht Choreografen kreierte Tänze. Die Idee zu diesem anspruchsvollen Konzept hatte Kevin Haigen, künstlerischer Leiter des Bundesjugendballetts. Er realisierte sein „Folk Songs“-Projekt in Kooperation mit Thorsten Schmidt, dem Intendanten des Internationalen Musikfestivals Heidelberger Frühling, wo es auch Premiere hatte, und John Neumeier. Der Ballett-Intendant choreografierte dafür einige der „Old American Songs“ von Aaron Copland. Darunter sind „The Boatmen’s Dance“ auf eine traditionelle Banjo-Melodie und der dem Ballettabend seinen Titel gebende Shaker-Song „Simple Gifts“ – Einfache Gaben.

Kenneth Tindall wählte Benjamin Brittens Lieder über Sally, das Mädchen aus der Nachbarschaft. Den Australier Paul Boyd faszinieren Joseph Canteloubes’ „Chants d’Auvergne“ und den Amerikaner Kristofer Weinstein „Storey“, die Gospels schwarzer Sklaven. Patrick Eberts und Yukino Takaura entschieden sich für Werke von Johannes Brahms, Robert Schumann und Peter Tschaikowski. Thiago Bordin, Erster Solist im Hamburg Ballett choreografierte Heitor Villa-Lobos’ Lieder, Maša Kolar zeigt mit Carlo Gardels Tango-Hits ein Tanzstück über die Jugendlichkeit der Tänzer; über deren „(Lebens)Laufen“, das jetzt nach dem Verlassen des kreativen Schutzraums im Bundesjugendballett erst richtig beginnt.

„Simple Gifts – Lieder und Tänze inspiriert durch Folk-Songs“ Sa 25.5., 19.30, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 20—24, Karten zu 25,-/erm. 16,- und 8,- (nur für Schüler) unter T. 27 09 49 49; www.bundesjugenballett.de