Kurt Vile & The Violators kommen mit intensivem Psychedelic-Folk ins Knust

Wenn die Nadel des Plattenspielers in die Rillen des neuen Albums von Kurt Vile dringt, wird erst einmal der Gang raus genommen und der Fluss des Lebens beruhigt sich. Auf „Wakin On A Pretty Daze“, dem fünften Studioalbum des langhaarigen Musikers aus Philadelphia, entwickeln sich die psychedelischen Folk-Stücke mit bedacht, zwischen den Noten wachsen die Abstände, jeder einzelne Ton hallt im Hörer nach – das Echo, so kraftvoll, dass sich die inneren Prioritäten verschieben.

Der fast zehn Minuten lange Eröffnungstrack „Wakin On A Pretty Day“ ist wie ein sich Strecken und Räkeln, ein Gähnen, das die Luft des Tages in die Lungen zieht, damit man überhaupt aufstehen kann – und nebenbei eines der stärksten Lieder der ersten Jahreshälfte. Doch in der Musik Kurt Viles entsteht nie das entspannte Sommerfeeling des Strandchillers. Bei Vile stellt sich die Intensität der Langsamkeit ein, ja eine Weisheit im Nachklang. Während andere Künstler über Jahre dem Sinn des Lebens hinterher singen, bemerkte Vile auf seiner letzten EP „So Outta Reach“ bereits lakonisch: „Life's a while“ – Das Leben ist eine Weile. So einfach.

Mit 14 bekam Vile seine erste Gitarre. Eigentlich kaum eine Erwähnung wert, wäre diese Gitarre, die sein Bluegrass liebender Vater ihm schenkte, nicht in Wirklichkeit ein Banjo, das der junge Kurt Mitte der 90er-Jahre einfach wie eine Gitarre zu spielen begann. Zu seinen Vorbildern zählten eben keine Folkmusiker, sondern der gitarren-infizierte Sound von Bruce Springsteen, Pavement und dem Drag City Label, sowie natürlich Neil Young, der übrigens ein paar Tage später in der O2 World auftritt. Müsse man ein Referenzalbum zu „Wakin On A Pretty Daze“ angeben, wäre es wohl „On The Beach“, mit etwas weniger Depression. Doch auch dieses 1974 erschienene Young-Meisterwerk lebt von der Kraft aus der musikalischen Leerstelle, von der Gewalt des inneren Echos.

Auf Viles Konzerten bemerkt man, dass diese Kraft auch in den Musiker zurückfließt, der wie ein Medium auf der Bühne steht, scheinbar weggetreten. Dieser Klang spinnt einen wahrhaften Sound-Kokon, eine Wabe, in der Hörer und Musiker neue Gedanken denken, zumindest für eine Weile.

Kurt Vile & The Violators Di 28.5., 21.00, Knust (UFeldstraße) Neuer Kamp30, Karten 15,70 im Vorverkauf, www.kurtvile.com