Entertainer Thomas Gottschalk moderiert mit Günther Jauch bei RTL. Probleme könnte es mit den Shows geben, die die der beliebte Moderator sonst noch für den Sender plant.

Hamburg. Man muss sich die vergangenen Monate als eher unerfreulich für Thomas Gottschalk vorstellen. Der Entertainer, den manche für den größten seiner Generation halten, sprach mit Sendern und Produzenten über neue Formate. Nach dem Desaster mit der abgesetzten ARD-Vorabendshow „Gottschalk live!“ und seinem Auftritt als Juror in der Freakshow „Das Supertalent“, wo er einen Handfurzer, einen singenden Papagei und diverse Nackte mit eher fragwürdigen Talenten begutachten musste, sehnte sich der 63-Jährige nach einem halbwegs würdevollen Ausklang seiner Karriere.

Allein die Sendungen, die ihm angeboten wurden, behagten Gottschalk nicht. Obwohl WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff Gespräche ihres Hauses mit dem Entertainer öffentlich bestätigte, gab es seitens des Senders wohl keinen konkreten Vorschlag für eine angeblich geplante Abendshow. Der Bayerische Rundfunk (BR) trug in Kooperation mit dem Schweizer Fernsehen Gottschalk zwar die Moderation für eine Oldieshow mit dem Titel „Good Vibrations“ an. Doch das Konzept der Sendung, die die Bajuwaren „als Zeitreise durch Rock- und Popmusik aus vier Jahrzehnten Musikgeschichte“ anpriesen, muss so altbacken gewesen sein, dass Gottschalk dankend ablehnte. Als Conférencier einer Resterampe einstiger Musikgrößen war er sich zu schade.

Und so landete der große Blonde schließlich doch wieder beim „Supertalent“-Sender RTL. Dort hat er nun einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Gottschalk soll für den Kölner Privatsender diverse Shows zur besten Sendezeit moderieren. Und zwar exklusiv. „Nach sehr inspirierenden Gesprächen mit Thomas Gottschalk haben wir gemeinsam maßgeschneiderte Sendungen für ihn entwickelt“, sagt RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann. Dem Proletencharme von „Supertalent“-Jurypräsident Dieter Bohlen wird sich der Entertainer künftig ebenso wenig aussetzen müssen wie dessen seltsamen Kandidaten. „Die Zuschauer wollen mich nicht auf der kleine Bühne und auch nicht davor, sondern sie wollen die große Show“, meint Gottschalk. „Und davon kriegen sie jetzt gleich mehrere.“

Ende gut, alles gut? Fast scheint es so. Denn bei RTL wird Gottschalk auch eine Show gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Günther Jauch moderieren. Die beiden begannen gemeinsam ihre Karrieren beim Hörfunk des BR. 1987 übernahm Jauch von Freund Gottschalk die ZDF-Show „Na sowas“ , die fortan „Na siehste“ hieß. Von 1989 bis 1991 spannte das Zweite die beiden für seine Nachmittagsshow „Die 2 im Zweiten“ zusammen. Später besuchten sie sich gern gegenseitig in ihren jeweiligen Shows. Das neue RTL-Format stecke „noch in der Konzeptphase“, weshalb er sich zu Details nicht äußern könne, teilt Jauch nun via E-Mail mit.

Bereits im März hatte der „Spiegel“ spekuliert, RTL plane mit den beiden eine Art „Joko und Klaas für die ältere Generation“. Neckische Spielchen, bei denen Jauch gegen Gottschalk antritt, produziert von Jauchs Firma i&u? Warum nicht? Für die Generation 40 plus, die mit den Sendungen der beiden groß wurde und die mittlerweile zur Kernzielgruppe des nicht mehr ganz so jungen Senders gehört, hätte ein solches Format einen gewissen Reiz. Mit seinem trockenen Humor gelingt es Jauch, den stets etwas unkonzentriert wirkenden Gottschalk zu erden. Auch wegen seines Retrocharmes könnte ein solches Projekt glücken.

Sorgen muss sich RTL jedoch wegen der anderen Formate, die der Sender für Gottschalk entwickelt und zu denen er sich aus gutem Grund bedeckt hält. Denn dem Entertainer gelingt– von „Wetten, dass ..?“ mal abgesehen – seit vielen, vielen Jahren eher wenig. Etwas unrund läuft es bei ihm streng genommen schon seit 1992, als er erstmals die Wettshow des Zweiten verließ, um den Deutschen ein damals weithin unbekanntes Format namens Late Night Show näherzubringen. Doch „Gottschalk Late Night“ floppte – und das ausgerechnet bei RTL. Wesentlich besser lief es auch danach nicht: Ob „Gottschalk kommt“ (Sat.1), „50 Jahre Rock“ oder „Gottschalk zieht ein“ (beide ZDF) – den Beweis, dass er auch andere Formate als „Wetten, dass ..?“ erfolgreich moderieren kann, ist Gottschalk seit Jahren schuldig geblieben. Insofern war das Scheitern des Vorabend-Talks „Gottschalk live!“ alles andere als eine Überraschung. RTL wiederum hat derzeit Quotenprobleme. Manch neues Format funktioniert nicht. Vielleicht, so das Kalkül, kann Gottschalk doch noch was reißen.

„RTL versteht etwas von Unterhaltung“, sagt der Entertainer artig. Unter Beweis stellen muss das der Sender Mitte Juli in Hamburg, wenn er seine Formate für die neue TV-Saison vorstellt – darunter auch Gottschalk Shows.