Hamburg. Der Sommer war noch gar nicht da und auf Kampnagel ist schon wieder Weihnachten. Ein überdimensionaler Plastikschneemann und ein Weihnachtsmann schmücken die große Halle k6. Dann kommen zwei mit Dreads und großen Brillen maskierte Typen auf die Bühne, hinter ihnen schlurft ein Mann im Weihnachtsmannkostüm heran.

Die Residents sind da. Hinter den Verkleidungen stecken Musiker, die sich Ende der 60er-Jahre in San Francisco zusammenfanden und seitdem Dutzende von Alben und DVDs auf den Markt schmissen, in denen sie sich über andere Popkünstler lustig gemacht oder herumexperimentiert haben. Vor mehr als 40 Jahren ist ihre erste Single „Santa Dog“ erschienen, jetzt sind die Residents auf Jubiläumstour und blicken zurück auf 40 Jahre Klangchaos und bizarre Verkleidungen.

Der Plastikdildo, den Sänger Randy aus seiner roten Hose zieht, taugt vielleicht nicht für den Gabentisch, ist aber Teil des Humorkonzepts der Avantgarde-Gruppe. Zwischen den kruden Songs aus der langen Bandhistorie erzählt Randy Geschichten von wilden Rock-’n’-Roll-Zeiten mit Dutzenden von Groupies, doch das sind eher Altmännerfantasien.

Randy ist in die Jahre gekommen und mit ihm die Residents. Was vor 40 Jahren noch verrückt und durchgeknallt rüberkam, wirkt heute etwas kindisch. Auch musikalisch schleppt sich das Programm ohne große Höhepunkte über den fast zweistündigen Abend. Viele Zuhörer dürften die Residents zum ersten Mal live erlebt haben, denn die Band ist nur selten in Deutschland aufgetreten. Der letzte Hamburger Auftritt datiert vom 11. September 2001 in der Fabrik. Der Applaus auf Kampnagel hielt sich denn auch in Grenzen, weil das dramaturgische Konzept einfach nicht aufging.

Der aufblasbare Weihnachtsbaum mit dem riesigen Augapfel an der Spitze ist zwar ein schöner Schluss-Gag, aber die Bescherung des Trios ist doch etwas dürftig ausgefallen.