23 Neumeier-Ballette sind bei den 39. Hamburger Ballett-Tagen im Juni zu sehen

Hamburg. John Neumeier hat allen Grund zu feiern. Am Dienstagabend erreichte den Intendanten und Chefchoreografen des Hamburg Balletts frohe Kunde aus Moskau: Ihm wurde zum zweiten Mal der Prix Benois de la Danse zugesprochen. Diesmal erhält er den „Ballett-Oscar“ für sein Lebenswerk. Das lässt Neumeier zum Abschluss seiner 40. Hamburger Spielzeit bei den 39. Ballett-Tagen in 19 Vorstellungen und in der Nijinsky-Gala sogar chronologisch mit Szenen aus selten gezeigten Choreografien Revue passieren. Dem Tanz-Marathon vom 9. bis 30. Juni verleiht er zusätzlich mit internationalen Stars und zwei Gastspielen Glanz.

Zur Festival-Eröffnung zeigt Neumeier drei seiner Shakespeare-Ballette sozusagen „auf deren Essenz reduziert“, wie er bei der Programm-Präsentation im Ballettzentrum sagte. Szenen aus „Wie es Euch gefällt“, „Hamlet“ und „Vivaldi oder Was ihr wollt“ fasst er unter dem Motto „Shakespeare Dances – Die ganze Welt ist Bühne“ zusammen und bringt die Wiederaufnahme in neuer Besetzung. Das schenke ihr eine frische, heutige Sicht durch die Interpretation der Tänzer, betonte der Choreograf. Sein Publikumsrenner „Ein Sommernachtstraum“ (23.6.) nach Shakespeares Komödie im Zauberwald kann nicht oft genug gezeigt werden, ebenso wie „Romeo und Julia“ (14.6.). Zum Vergleich mit seiner historisch inspirierten Version lud er Jean-Christoph Maillot und dessen ebenfalls bildstarke moderne Fassung des Liebesdramas für Les Ballet de Monte Carlo (18./19.6.) ein.

Vaslaw Nijinsky ist für Neumeier nicht nur Idol, sondern auch Protagonist in einigen seiner Choreografien. Alexandre Riabko ist in verschiedenen Facetten des Künstlers und Menschen am „Nijinsky“-Sonntag (16.6.), aber auch bei der „Gala für Klavier, Stimme und Tanz“ mit Christoph Eschenbach und Bariton Matthias Goerne in „Vaslaw“ (22.6.) zu erleben.

Ein Wiedersehen gibt es in der Nijinsky-Gala mit Ivan Liška und Manuel Legris, ehemals Solisten in Neumeier-Balletten und nun erfolgreiche Ballettdirektoren. Liška zeigt nicht nur ein Gastspiel des Bayerischen Staatsballetts (mit „Goldberg Variationen“ von Jerome Robbins, 11./12.6.), er tanzt mit Anna Polikarpova als Penelope den Wiedersehens-Pas-de-deux aus dem für ihn kreierten „Odysseus“. Legris, künstlerischer Leiter des Wiener Staatsballetts, tanzt mit Laeticia Pujol aus Paris den Aminta im 2. Akt „Sylvia“.

Neumeier schwelgt also in Erinnerung, lässt jedoch manches durch die (Gast-)Tänzer neu entdecken.

39. Hamburger Ballett-Tage 9.–30.6., Staatsoper, Karten unter T. 356868