Die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr machen aus einer Lesung ein kriminalistisch-komödiantisches Programm

Fliegende Bauten. Am Anfang weiß man so was natürlich nicht. Da ist man dann als Autor froh, wenn der Verlag ein Manuskript überhaupt annimmt und ein Buch daraus macht. Schnell den Vertrag unterschreiben, Tinte trocknen lassen, alles gut. Wer denkt da schon an die Filmrechte? Niemand, völlig klar, denn Erfolg ist schließlich nicht planbar. So erging es auch Volker Klüpfel und Michael Kobr, als sie 2003 „Milchgeld“ mit diesem komischen Kommissar Kluftinger herausbrachten. Der Erfolg, der dann einsetzte, überraschte nicht nur die Autoren – und so liegen die Rechte der recht gelungenen Verfilmungen mit Herbert Knaup halt beim Verlag, nicht bei den Autoren, denen so ein schönes Zubrot durch die Lappen gegangen ist.

Kein Grund zur Klage. Die Verkaufszahlen der Kluftinger-Krimis lassen nicht zu wünschen übrig, das Salär für die Autoren dürfte also wohl stimmen. Das ist auch bei ihrem aktuellen Kriminalroman „Herzblut“ so, der seit Wochen auf der Bestsellerliste des „Spiegel“ vor Anker liegt und aus dem Klüpfel & Kobr am heutigen Dienstag in den Fliegenden Bauten lesen werden. Na ja, nicht unbedingt lesen, mehr, neudeutsch gesagt, performen. Denn das, was die beiden Allgäuer auf der Bühne praktizieren und wie sie miteinander kommunizieren, das hat mit einer konventionellen Lesung eher nichts zu tun. „Kluftinger – die Show“ heißt denn auch schlüssig das Programm, in dessen Zentrum jedenfalls Kluftingers neuer Fall stehen wird.

Es geht mal wieder drunter und drüber im Süden der Republik. Erst einmal gibt es unter sternenklarem Winterhimmel einen Mord an einem Taxifahrer, was so gar nicht Kluftingers Sache ist, denn mit Blut und Leichen hat er’s nicht so. Bleiben allzu viele unschöne Bilder in seinem bayerischen Dickschädel hängen. Fast schlimmer noch aber sind ihm die Pressekonferenzen, eine mehr als lästige Pflicht, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, was nicht so ganz einfach ist, wenn man eigentlich nichts in der Hand hat, was zur Beruhigung beitragen könnte. So wie in diesem Fall mit dem Taxifahrer. Windschutzscheibe zersplittert und blutverschmiert, Fahrersitz durchschossen, das war’s dann schon. Und so ist das, was von der Pressekonferenz bleibt, eigentlich nichts als Chaos.

Wozu auch Kluftingers Handy seinen Teil beiträgt. Als es die ersten Takte des Schlagers „Die rote Sonne von Barbados…“ anschlägt, möchte der Kommissar am liebsten im Boden versinken, hatte Polizeipräsident Lodenbacher doch zuvor ausdrücklich die Kollegen ermahnt, ihre Mobilgeräte … Na ja, der Kluftinger, hat’s halt vergessen, dafür hört er aber seltsame dumpfe Geräusche aus seinem Handy, Flüche auch und Gurgeln. Hat sich wohl jemand verwählt, denkt Kluftinger, und täuscht sich natürlich gewaltig. Was er kurze Zeit darauf selber bemerkt, woraufhin er glaubt, telefonischer Zeuge einer Gewalttat gewesen zu sein. Eine Ansicht, die Kluftinger erst einmal exklusiv hat. Später jedoch … als noch mehr Morde im schönen Allgäu für Angst und Schrecken sorgen ...

„Herzblut“ ist ein klassischer Krimi nach Klüpfel&Kobr-Manier, wenngleich dieses Mal wieder der unterhaltsameren Sorte. Viel Lokalkolorit, reichlich Schmäh und Schmarrn, schräge Figuren, comedyartige Dialoge, einiges auch an Spannung – so schaut sie aus, die Romanwelt der beiden Bestsellerautoren, deren deftiger Mix aus volksnah schenkelklopfenden und ins Groteske abdriftenden Geschichten eine ganze Reihe von Nachahmern auf den Plan gerufen und gleich das kleine Subgenre „Alpenkrimi“ fabriziert hat. Rita Falk ist die wohl erfolgreichste unter diesen Epigonen, Jörg Maurer soll in diese Reihe nicht gestellt werden, der spielt in einer anderen Liga. Verlage jedenfalls platzieren die verkaufsfördernde Marke mittlerweile gern auch auf seine Erzeugnisse.

Spielerisch geht es auch auf der Bühne zu, wenn Klüpfel & Kobr ihr kriminalistisch-komisches Programm aufrufen. Eine „multimediale LitComedy-Show“ versprechen sie für ihre aktuelle Tournee, was genau das sein mag, soll dann erklärt werden. Ob allerdings der Kommissar Kluftinger, der nicht einmal sein aus der Steinzeit der mobilen Kommunikation stammendes Handy richtig zu bedienen weiß, das dann alles so verstehen mag, sei hier einmal dahingestellt. Muss er auch nicht, der Klufti, er will ja nur Spaß machen.

Klüpfel & Kobr: „Herzblut“ Droemer Verlag, 400Seiten, 19,99 Euro.

„Kluftinger – die Show“ Di 21.5., 20.00, Fliegende Bauten (U St. Pauli), Glacischaussee, Karten 27,40 bis 32, 90 unter T.0180/5040424