1964 wurde das Theatertreffen in West-Berlin unter dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt ins Leben gerufen, als Teil der Berliner Festspiele und als Zeichen gegen die Isolation der von Westdeutschland abgeschnittenen Berliner. Die sollten geliefert bekommen, was sie sonst nicht hätten sehen können. Heute, 50 Jahre später, erfüllt es laut Leiterin Yvonne Büdenhölzer drei Funktionen als Publikumsfestival, Talente-Campus und Branchentreff.

Büdenhölzer und weitere Kenner der Treffens wie die Regisseure Karin Beier, Claus Peymann, Robert Wilson und Frank Castorf, der Theaterkritiker Gerhard Jörder als ehemaliges Jurymitglied und Schauspielstars kommen in einer sehenswerten 3Sat-Dokumentation von Andreas Lehmann zu Wort, die Ausschnitte aus legendären Inszenierungen der letzten 50 Jahre zeigt – unter anderem von Peter Zadek aus dem Deutschen Schauspielhaus. Lehmann gibt einen guten Einblick in die Bedeutung des Theatertreffens als Schrittmacher und Innovationsmotor einer Kunst, deren gesellschaftliche Bedeutung im vergangenen halben Jahrhundert abgenommen hat – und als Karrieremacher.

Zudem bietet die wie im Fluge vergehende 45-minütige Dokumentation einen guten Überblick über zentrale ästhetische Trends der Theatergeschichte des gleichen Zeitraums, die sich in den zum Theatertreffen geladenen bemerkenswerten Inszenierungen ebenso spiegelt wie die Zeitgeschichte, wenn auch zugespitzt und naturgemäß nicht halbwegs vollständig.

„50 Jahre Theatertreffen“, Sonnabend, 18. Mai, 20.15 Uhr, 3Sat