35 Jahre nach der Gründung gibt es OMD noch immer. Am 21.5. spielt das Duo im Docks

„OMD? Gibt’s die noch? Das waren doch die mit ,Joan Of Arc!’“ Auch wer die britische Band Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD, vergessen hat, wird sich garantiert an den Hit erinnern, den die Gruppe 1982 hatte. „Maid Of Orleans (The Waltz Joan Of Arc)“ war der genaue Titel des Songs, der sich in Deutschland vier Wochen lang auf Platz eins der Hitparade hielt, in dem Jahr weltweit die am meisten verkaufte Single war und im Radio rauf und runter gespielt wurde. Die Nummer mit dem wiegenden Synthesizer-Sound und den beiden gegeneinander laufenden Rhythmen hatte die Qualitäten eines Ohrwurms und ist zu einem Klassiker des Synthie-Pops geworden. Das dazu gehörige Album „Architecture And Morality“ setzte ebenfalls Maßstäbe des damals noch jungen Genres.

35 Jahre nach ihrer Gründung gibt es OMD noch immer. Jüngst hat die Band um Andy McCluskey und Paul Humphreys ein neues Album mit dem Titel „English Electric“ veröffentlicht. Das Rad des Electro-Pop hat sie natürlich nicht neu erfunden, aber das erwartet sicher auch niemand. McCluskey und Humphreys hatten immer viel Spaß daran, im Studio zu experimentieren, aber sie hatten genauso ein sicheres Händchen dafür, eingängige Pop-Hits zu schreiben, die sich auf den Playlists der Radiostationen wiederfinden. „Dresden“ heißt einer dieser Mainstream-Songs, ein anderer ist „Night Cafe“, eine Hommage an Maler Edward Hopper. Auch eine berühmte Frau aus der Mythologie besingen sie auf „English Electric“: Nach Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orleans, ist es diesmal die schöne Helena, „Helen Of Troy“.

OMD hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Bevor McCluskey und Humphreys mit „Architecture And Morality“ in die Erfolgsspur kamen, hatten sie es auf dem erfolglosen Debüt mit Synthesizer-Punk versucht, das zweite Album ging in die Dark-Wave-Richtung. Mit „Dazzle“, ihrem vierten Album, gingen die Verkaufszahlen wieder zurück. Kein Wunder angesichts der krassen Experimente, die OMD damals wagte. Die beiden Begründer der Band waren immer stark von Kraftwerk beeinflusst und eiferten der deutschen Elektrogruppe auf „Dazzle“ nach. Die Platte wurde zwar von der Kritik gelobt, aber der Publikumsgeschmack orientierte sich Mitte der 80er wieder mehr an Bands wie U2 oder Spandau Ballet.

Auch heute noch hat Kraftwerk einen wichtigen Einfluss auf OMD. Auf dem aktuellen Album gibt es einen Track mit dem Titel „Kissing The Machine“, den das ehemalige Kraftwerk-Mitglied Karl Bartos schon 1993 für ein Projekt von McCluskey geschrieben hat. 20 Jahre später hat der OMD-Sänger es für „English Electric“ bearbeitet und aufgenommen. Sängerin dieser Nummer ist die Deutsche Claudia Brücken von der New-Wave-Band Propaganda. Die Verbindung zu OMD ist eng, denn Brücken ist die Lebensgefährtin von Paul Humphreys. Er und McCluskey gingen ab 1988 getrennte Wege, weil sich ihre musikalischen Auffassungen voneinander entfernt hatten. McCluskey machte mit anderen Musikern bis 1998 weiter und löste die Band dann auf, weil die Verkaufszahlen stetig sanken.

Eine Wiedervereinigung der beiden Gefährten gab es 2005 aus Anlass einer RTL-Fernsehshow, in der die erfolgreichsten Künstler der 80er-Jahre vor die Kamera gezerrt wurden. Ein Jahr später ging OMD mit der „Nokia Night Of The Proms“ auf Tour, was eigentlich für einen künstlerischen Offenbarungseid steht, denn dort versammeln sich überwiegend Musiker, die ihre beste Zeit schon lange hinter sich haben. Doch für OMD wurde es der Beginn eines zweiten Anlaufes. McCluskey und Humphreys gaben sich nicht damit zufrieden, die ollen Kamellen von einst aufzuwärmen, beide schrieben neue Stücke und haben inzwischen drei neue Platten veröffentlicht, „English Electric“ ist Studioalbum Nummer zwölf. Live gibt es also eine Menge neuer Nummern zu hören, doch die Hommage an Johanna gehört weiterhin zum Repertoire. Ganz sicher.

OMD Di 21.5., 20.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten: 41,80; www.omd.co.uk