Krzysztof Urbanski dirigiert das NDR-Sinfonieorchester in der Laeiszhalle

Seine ersten Taktstöcke waren chinesische Stäbchen. Damit übte Krzysztof Urbanski in seiner polnischen Heimatstadt Pabianice für eine Schulaufführung. Der 15 Jahre alte Schüler hatte ein eigenes Werk für Orchester geschrieben, das er präsentieren wollte. Mit Komposition kam er später nicht mehr weiter, aber das Dirigieren machte ihm Spaß. Talent dafür hatte er offensichtlich jede Menge, denn 2007 – im Alter von 25 Jahren – gewann er den Internationalen Dirigenten-Wettbewerb in Prag. Heute gilt Urbanski neben dem ein Jahr älteren Venezolaner Gustavo Dudamel als der spannendste Dirigent seiner Generation. Der 30-Jährige gehört trotz seiner Jugend zu den Orchesterleitern, die sehr präzise Vorstellungen haben, wie sie ein Werk interpretieren möchten. Manchmal durchaus nicht einfach, wenn ihm Musiker gegenübersitzen, die ein Werk aus dem Standard-Repertoire der Klassik oder Romantik schon Hunderte Male gespielt haben, während Urbanski dafür vielleicht zum ersten Mal den Takt schlägt.

Doch der Nachwuchsstar scheint in seiner jungen Karriere schon eine Menge richtig gemacht zu haben. Seit 2010 leitet er als Chefdirigent das Trondheim Sinfonieorchester, ein Jahr später trat er die Stelle als Musikdirektor beim Indianapolis Symphony Orchestra an. Bereits im November 2010 dirigierte Urbanski das NDR-Orchester, unter anderem mit Krzysztof Pendereckis aufwühlenden „Threnos – den Opfern von Hiroshima“. Wenn er am 16. und am 19. Mai auf der Bühne der Laeiszhalle steht, sind neben Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ wieder zwei Stücke polnischer Komponisten auf dem Programm: Witold Lutoslawskis „Mala suita“ und Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll op. 21.

Solist bei Chopins 1829/1830 entstandenem Klavierkonzert Nr. 2 ist der 1977 in Zagreb geborene Dejan Lazic. Auch der Pianist gehört zu der jungen Musikergeneration, die immer stärker in den Vordergrund tritt, weil sie über brillante Technik und großes musikalisches Gespür verfügt. Für Chopins Virtuosenstück bedarf es exzellenter Fertigkeiten, um dieses wichtige Werk der Romantik bewältigen zu können. Der Echo-Preisträger Lazic ist sicher eine gute Wahl für dieses anspruchsvolle Stück, er ist mit dem Werk Chopins vertraut. Höhepunkt des NDR-Konzerts soll Igor Strawinsky Ballettmusik „Le Sacre du Printemps“ werden.

Das Publikum darf gespannt sein, ob Urbanski es frei dirigieren wird, ohne die Partitur vor sich zu haben. Seine Methode des Auswendiglernens geht so: „Ich spiele das Stück am Klavier Note für Note, Stimme für Stimme durch. Dann setze ich mich hin und probiere im Kopf Dinge aus. So entwickele ich meine Interpretation.“

NDR-Sinfonieorchester, Krzysztof Urbanski Do 16.5., 20.00, So 19.5., 11.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 12,50; www.ndr.de/Orchester_chor/sinfonieorchester