Viel mehr als nur Freddy Quinns Songtexter: ein Abend zu Ehren Fritz Graßhoffs im Literaturhaus

Literaturhaus. „Der Deutsche wälzt gerne schwere Brocken, und es kommt viel Dunkles und Trübes in seine Dichtung hinein“, sagte der Dichter Fritz Graßhoff einmal. Deshalb habe er sich an der mediterranen Dichtung orientiert – mit Erfolg, denn das Ergebnis dieses Strebens nach zum Beispiel dem Französischen waren lichte Verse wie diese: „Lisa ging mit einem Maaten,/doch sie war in Not geraten,/und der Seemann, ach, der war ihr gleich,/ganz, ganz gleich./Denn sie sah in Café Gräfen/einen Mann mit grauen Schläfen, und sie dachte sich, der Mann ist reich/ganz, ganz reich!“

Der Hamburger Literaturliebhaber Joachim Kersten hat jetzt eine Anthologie mit Graßhoffs Gedichten zusammengestellt, die unter dem sehr schönen Titel „Flaschenpost mit Weltgeist“ erscheint. Kersten ist davon überzeugt, dass nur eine miese Laune des Schicksals dafür hat sorgen können, dass Graßhoff, der von 1913 bis 1997 lebte, erst in Quedlinburg, dann in Celle und später in Kanada, mittlerweile beinah unbekannt ist.

Keiner habe, schreibt Kersten in seinem Nachwort, wie Graßhoff „Geist und Ton der Zeit nach dem totalen Zusammenbruch des niedergekämpften Nazi-Deutschland getroffen und den darauf folgenden verdrängerischen Muff“ besser angegriffen und verhohnepipelt. Graßhoff war eine Doppelbegabung, eigentlich wollte er Maler werden. Aber ertragreicher war sein Schaffen als Dichter, auch wenn der große Ruhm stets ausblieb. Sein 1947 erschienener Band „Halunkenpostille“ erlebte einige Auflagen. Er wurde ein gern gebuchter Songtexter: Für Freddy Quinn schrieb er zum Beispiel die Texte von „Heimweh nach St. Pauli“ und „In Hamburg an der Waterkant“. Seine Texte sang jeder mit, aber Graßhoff hatte ein sehr rationales Verhältnis zu ihnen: „Schließlich mache ich diese Dinger wegen des Zasters“. Man sollte ihn, zum Beispiel im Literaturhaus, unbedingt wieder entdecken.

Fritz-Graßhoff-Abend mit Joachim Kersten, Oskar Ansull und Alfons Bock, Mi 15.5., 19.30, Literaturhaus (U Mundsburg, Bus 6, 172/173), Schwanenwik 38, Eintritt: 12,-/9,-