Auf zwei bestens besuchten Lesungen in der Fabrik stellt Heinz Strunk sein neues Buch vor – und spielt am Ende Querflöte. Strunk ist ein bemerkenswerter Performer.

Hamburg. Niemand von den mehr als 1000 Leuten, die Montag- und Dienstagabend in die Fabrik pilgerten, um dort von den Erlebnissen des Jugendlichen Mathias zu hören, dürfte es für eine gute Idee halten, in der Vorstadt bei Mama und Großeltern aufzuwachsen. Das Aktionsfeld ist doch arg begrenzt, besonders wenn sich diese Jugend in den 60er- und 70er-Jahren abspielt: Da kann man viel Farbe verwenden, wenn man das beschreibt, aber auch viel Grau – die nostalgische Perspektive ist nicht unbedingt diejenige des Autors Heinz „Heinzer“ Strunk.

Der humoristisch zu Werke gehende Strunk gewinnt seiner eigenen Harburgjugend viele Pointen ab. Ist ja auch gar nicht anders zu erwarten, denn der 50-Jährige verfügt über die nicht zu unterschätzende Begabung, Tristesse und Komik zu amalgamieren. Und ist deswegen einer der lustigsten Erzähler Deutschlands, wie sein aktuelles und fünftes Buch „Junge rettet Freund aus Teich“ beweist. Laut Strunk läutet es das Ende seiner autobiografischen Phase ein, die einst mit „Fleisch ist mein Gemüse“ begann und erst jetzt, weil Strunk nicht chronologisch arbeitet, in die Kindheit vordringt.

Strunk ist ein bemerkenswerter Performer, der sowohl Text und Zwischenkommentare norddeutsch runternuschelt. Gerade deswegen frisst ihm sein Publikum aus der Hand. Es erkennt sich, im Falle der Älteren, wieder in den Erzählungen Strunks, der einen Jungen porträtiert, der „Der Kommissar“ mit Fritz Wepper schaut und Ausflüge ins niedersächsische Umland für das Größte hält.

Es ist eine Gemeinde der guten Laune mit größtmöglichen Übereinstimmungen, die auf Strunk-Lesungen zusammenkommt und sich über längst überkommene Lebensphasen beömmelt. Die Entertainer-Qualitäten Strunks („Ich brauche kein Wasserglas – ein erwachsener Mann muss 45 Minuten lesen können, ohne zu dehydrieren“) mündeten nach zwei Stunden einschließlich Pause in einem Vortrag auf der Querflöte. Der gelernte Musiker spielte „Kung Fu Fighting“, das auch die Pennäler 1974 bis zum Erbrechen hörten. Kurz vor Schluss informierte Strunk noch über ein neues Vorhaben: Nächstes Jahr soll ein Buch über den Prostituiertenmörder Fritz Honka erscheinen. Serienmord und Humor – eine schwierige Übung? „Ich kriege das hin“, sagt Strunk.