Wie namhafte Werber gemeinsam mit der Abendblatt-Redaktion diese Ausgabe produzierten

Gegen 13.30 Uhr scheint es so, als würden sich zwei der drei Gast-Chefredakteure dieser Abendblatt-Ausgabe mitten in der Produktion verabschieden. André Kemper, Gesellschafter der Agentur thjnk, ist eingefallen, dass für 14.30 Uhr eine Vorbesprechung der ADC-Jury anberaumt ist, an der außer ihm auch Johannes Plass von der Agentur Mutabor teilnehmen muss. Die beiden verantworten aber zusammen mit Stefan Kolle von der Agentur Kolle Rebbe die aktuelle Produktion des Abendblatts. Und das geht jetzt erst einmal vor. „Wir bleiben“, entscheidet Kemper kurz entschlossen. „Schließlich machen wir das hier ja für den ADC.“

Die Idee, anlässlich des ADC Festivals in Hamburg eine Abendblatt-Ausgabe von namhaften Art Direktoren aus der Werbung produzieren zu lassen, ist für alle Beteiligten aber auch eine Abfolge kleiner Kulturschocks. Das beginnt schon bei der Vorbereitung. Die Werber fühlen sich nicht nur für die Gestaltung des Blattes verantwortlich, wie es manche Redakteure erwartet hatten, sondern machen schon frühzeitig jede Menge Themenvorschläge, von denen es viele ins Blatt schafften – wie etwa die Geschichte über Fan-Choreografien in Fußballstadien.

Am Tag der Produktion verblüfft Kolle manchen Redakteur mit der Ankündigung, es werde in dieser Ausgabe nur Illustrationen geben. „Dann kann ich ja nach Hause gehen“, entfährt es Abendblatt-Fotochef Mark Sandten. Muss er dann doch nicht. Die beteiligten Werber, Illustratoren und Bildredakteure (Mieke Haase/loved, Elisabeth Hanke, Stephan Lorse, Inna Heller, Marita Theiling, Daniel Hopp, Rocket & Wink, Jan Schwochow) müssen sich ihrerseits an das Tempo einer Tageszeitung gewöhnen. Die Morgenkonferenz dauert erheblich länger als sonst. „Wenn es bei uns knapp wird, bitten wir den Kunden, uns einen zusätzlichen Tag einzuräumen“, sagt Plass. „Das geht hier leider nicht.“

Also muss aufs Tempo gedrückt werden. Die Idee für den Titel entwickelt sich relativ schnell von dem Vorschlag, die Hammaburg in Legosteinoptik abzulichten, über den Einfall, sie mit Schokoladenguss zu überziehen zur kunterbunten, von Kreativen geenterten Burg, die nun die erste Seite dieser Ausgabe ziert. „Das macht richtig Spaß“, sagt Kemper irgendwann während der nicht ganz unanstrengenden Produktion. „Aber jeden Tag muss ich das nicht haben.“