Der Autor und Filmemacher Horst Königstein, 40 Jahre lang dem NDR verbunden, ist tot

Hamburg. Er war ein großer Liebender. Der Hamburger Autor, Filmemacher und NDR-Redakteur Horst Königstein liebte das Kino, die Literatur, die Musik. Sogar die Technik von Fernsehen und Funk und das Internet für ihre Möglichkeiten. Und nicht zuletzt die kreativen Menschen auf und hinter der Bühne, vor und hinter der Kamera. Nie ließ er während der Arbeit mit den von ihm geliebten, oft auch entdeckten und verehrten Schauspielern ein böses oder wirklich lautes Wort hören.

Ob Königstein – vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Heinrich Breloer („Die Manns – ein Jahrhundertroman“) auch international bekannt geworden – mit Monica Bleibtreu und Gustav Peter Wöhler auf einer Kampnagel-Probebühne für das St. Pauli Theater „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ oder sein ´Theaterstück „Nächte mit Joan“ mit Nadja Tiller in den Kammerspielen inszenierte, er war immer als geduldig zuhörender und leiser Regisseur zu erleben. Er bewahrte auch Ruhe bei technischen Problemen während der Aufzeichnungen seiner kabarettistischen Jahresbilanzen, den „Heimatabenden“ mit Martina Gedeck, Ulrich Wildgruber und Ulrich Waller. Obwohl der Regisseur und Produzent sehr genau wusste, was er wollte, und auch durchsetzen konnte, mutierte er nie wie manche seiner „Star“-Kollegen im Studio oder auf dem Set zum brüllenden Regietyrannen, verlor nie (nicht einmal in nervenzerrenden Ausnahmesituationen) sein charmant einnehmendes, höfliches und respektvolles Wesen.

Trotz seines enormen, vielfach mit Auszeichnungen und Preisen bedachten Erfolges als Mitbegründer und Wegbereiter des Doku-Dramas, blieb Königstein ein bescheidener Mann. Feinfühlig, intelligent und stilsicher betrachtete der akribisch und kritisch arbeitende Journalist, der Königstein auch war, die Subjekte seiner Recherche mit einem liebevollen und verständnisvollen, niemals aber verurteilenden Blick – um ihnen besser gerecht werden und sie umso authentischer und wahrhaftiger dem Zuschauer präsentieren zu können.

Der Sohn eines Milchhändlers, 1945 in Bremen geboren, studierte in seiner Heimatstadt und in Hamburg Pädagogik und Soziologie, kam 1970 zum Norddeutschen Rundfunk, dem er 40 Jahre lang angehören sollte. In der Redaktion Weiterbildung verantwortete er zunächst Dokumentarfilme und -reihen, darunter „Sympathy for the devil“ und „Emden geht nach USA“. 1982 wechselte der promovierte Doktor der Philosophie ins Familienprogramm. Sein erstes Projekt, übrigens mit Heinrich Breloer realisiert, war „Das Beil von Wandsbek“ nach Arnold Zweigs Roman und brachte ihm beim Adolf-Grimme-Preis 1983 die Auszeichnung der besten Literaturverfilmung.

Königstein arbeitete weiterhin eng mit Breloer, seinem Freund und Weggefährten, zusammen. Das sich kongenial ergänzende Kreativ-Duo zeichnete verantwortlich für die so exemplarischen wie exzeptionellen Doku-Drama-Produktionen „Todesspiel“ (1997), „Die Manns“ (2001) und „Speer und Er“ (2005). In den Filmen verbinden sich kommentierend, kritisch und künstlerisch raffiniert Zeitzeugen-Berichte, filmisches und fotografisches Bildmaterial mit den dramatischen Spielszenen. Diese Technik haben die beiden zu einer hohen, den Zuschauer fesselnden Meisterschaft gebracht.

„Horst Königstein war bis zuletzt ein Querdenker“, würdigt NDR-Intendant Lutz Marmor den mit 67 Jahren am Sonntag in seinem Winterhuder Heim verstorbenen Redakteur. „Sein Tod ist ein großer Verlust.“