Die ZDF-Verfilmung von Nele Neuhaus‘ Krimi „Eine unbeliebte Frau“ fällt hinter der literarischen Vorlage zurück. Der Film ist die zweite Verfilmung eines Bestsellers der Krimiautorin Nele Neuhaus.

Der Schuss, der die Stille im Wald zerreißt, gilt nicht dem Rudel Rehe, das friedlich auf einer Lichtung grast. Ein Mensch stirbt. Kurz zuvor hat sich die kleine Marie von ihrer Kita-Gruppe entfernt, um die Rehe heimlich zu beobachten. Galt ihr der Schuss? Die rasch herbeigerufene Polizei findet jedoch nicht Marie, sondern einen männliche Leiche. Der Tote stellt sich als Oberstaatsanwalt Hardenbach heraus, offenbar hat er sich mit seinem Jagdgewehr das Leben genommen. Von der kleinen Marie findet die Polizei hingegen keine Spur, sie bleibt wie vom Waldboden verschluckt.

„Eine unbeliebte Frau“, so der Titel des ZDF-Montagskrimis, ist nach „Schneewittchen muss sterben“ die zweite Verfilmung eines Bestsellers der Krimiautorin Nele Neuhaus. Rund vier Millionen Bücher von Neuhaus gingen bisher über den Ladentisch, in 20 Länder wurden die Übersetzungsrechte verkauft. Die erste Bestselleradaption im ZDF sahen 6,7 Millionen Zuschauer, eine starke, wenngleich keine überraschende Quote, bedenkt man die Popularität der im Taunus lebenden Autorin.

Im aktuellen Fall ermitteln die Kommissare Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) und seine Kollegin Pia Kirchhoff (Felicitas Woll) gleich in mehrere Richtungen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des kleinen Mädchens und dem Selbstmord des Staatsanwalts? Welche Rolle spielt der ebenso undurchsichtige wie brutale Friedhelm Döring (Jürgen Maurer), der Besitzer des Reiterguts Waldhof? Dort treffen die Kommissare die Frau des Oberstaatsanwalts, Bettina Hardenbach (Ursula Karven), um ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen. Es ist eine schnöselig gesättigte Gesellschaft, die sich auf dem Gut verlustiert, Champagner schlürfend und sich selbst spiegelnd.

Der ungeliebte Reiterstar des Guts ist die ebenso schöne wie intrigante Isabel, die Mutter der verschwundenen Marie, die sich jedoch wenig um ihre Tochter gekümmert hat und mit ihrem Mann, einem Tierarzt, in Trennung lebt. Als kurze Zeit darauf auch Isabel tot aufgefunden wird, geht das Rätselraten für die Ermittler erst richtig los. Wer könnte an dem Tod der „unbeliebten Frau“ ein Interesse haben?

Nun erzählt Nele Neuhaus in ihrem Kriminalroman eine solide und recht spannende Geschichte, die Verfilmung in der Regie von Thomas Roth nach dem Drehbuch von Anna Tebbe jedoch ist nicht mehr als konventionelle Fernsehkost. Eine zudem, bei der etliche Fragen offen bleiben und die einige Handlungsstränge achtlos liegen lässt. Da helfen auch ein, zwei überraschende Wendungen, eine in ihrer Kälte überzeugende Ursula Karven sowie eine ganz schöne, kleine Parallelmontage wenig, die den Zuschauer raffiniert hinters Licht führt. Kleine professionelle Fingerübungen, mehr nicht.

Der filmische Rest kommt nicht selten etwas holzschnittartig daher. Dass die Dramaturgie von der des Romans, der lediglich Motive liefert, abweicht, ist verständlich, dass sie hinter die literarische zurückfällt, nicht. Ungewollt komisch wird’s, wenn sprachliche Klischees das Kommando übernehmen. So sagt von Bodenstein zu seiner mit dem dritten Kind schwangeren Ehefrau im Restaurant, als diese über mangelnden Appetit klagt: „Schatz, du musst was essen, gerade in deinem Zustand.“

Ließe sich vielleicht resümierend ergänzen: „Schatz, was machen wir heute Abend? Im Fernsehen läuft nichts Vernünftiges.“

„Eine unbeliebte Frau“, heute 20.15 Uhr, ZDF