Das „Zeit“-Feuilleton beweihräuchert seinen Herausgeber

Ein Kunstkenner sei er nicht, sagt er, und ein Kunstsammler sei er auch nicht. Jeden anderen, der sich so einschätzt, hätten die geschätzten Kollegen vom „Zeit“-Feuilleton deswegen garantiert ignoriert. Aber wenn es um Helmut Schmidt geht, den Pressehausheiligen vom Speersort, den Über-Herausgeber, den Il Supremo mit Mentholzigarette, ist alles anders. Da darf, nein: Da muss es der Kulturteil-Aufmacher sein.

Durch und durch begeistert liest sich die Eloge des Kunst- und Architekturkritikers allerdings nicht; eher so, als ob er nicht genau weiß, wie er die vielen Zeilen füllen soll. Jetzt jedenfalls, nach überstandener Lektüre, wächst bereits die Vorfreude auf die vielen möglichen Fortsetzungen dieser Beweihräucherung: Helmut Schmidts Plattensammlung. Helmut Schmidts liebste Kopfbedeckungen, kulturhistorisch gewürdigt. Helmut Schmidts Kochrezepte, zu denen unbedingt ganz viel Cola gehört. Helmut Schmidt über das Wetter. Helmut Schmidt befragt andere Helmut Schmidts. Die „FAS“ macht so etwas Ähnliches längst, sie befragt irgendwelche Helmut Schmidts zu Fragen der Weltpolitik. Der Zweck heiligt die Mittel, der Name die Antworten.

Und wenn dem „Zeit“-Feuilleton wirklich die Ideen ausgehen, können sie den unfassbar skurrilen „Philosophie des Plätzchens“-Essay aus der Weihnachtszeit ruhig noch mal drucken. Den muss man ebenfalls mindestens zweimal lesen, um ihn glauben zu können.