Es gibt Fernsehfilme, die sind sehr gut gemeint, aber am Ende doch nur halb geglückt. In Leo Khasins multikulturellem Drama „Kaddisch für einen Freund“ versucht der 14-jährige Ali (Neil Belakhadar) in Berlin-Kreuzberg Fuß zu fassen. Die Familie ist aus dem Libanon geflohen. Ali ist ein guter Schüler und träumt von Anerkennung in der Araber-Clique, von Mädchen, die ihm auf der Straße zuzwinkern.

Schließlich lässt er sich auf eine Mutprobe ein, verwüstet die Wohnung des grantigen russisch-jüdischen Kriegsveteranen Alexander (Ryszard Ronczewski). Auch der muss um seinen Platz in der Gesellschaft kämpfen. Er soll seine marode Bude verlassen und ins Heim. Ali wird erwischt und versucht auf Vermittlung seiner Mutter mit einer Tapezieraktion den alten Mann dazu zu bewegen, von einer Strafanzeige abzusehen. „Sie haben uns provoziert. Das ist hier unser Viertel“, fährt Ali ihn zu Beginn noch an.

Am Ende ist die Wohnung türkisfarben gestrichen, Alexander darf bleiben und das ungleiche Duo knüpft bei jüdischer Musik, Schnaps und Erinnerungen an die ferne Heimat zarte Freundschaftsbande. In Deutschland bleiben, darf Ali dank der übereifrigen Behörden noch lange nicht. In der Araber-Clique kochen antijüdische Emotionen hoch. Die Situation eskaliert.

Es gibt sie, diese Geschichten, von der gelebten Utopie, der großen Versöhnung im Kleinen. Allerdings wirkt der Sinneswandel der beiden Streithähne wenig glaubhaft und mancher Dialog kommt arg holprig daher.

„Kaddisch für einen Freund“, Fr 10.5. 20.15, Arte