Die preisgekrönte US-Serie mit Claire Danes beruht auf dem israelischen Vorbild „Hatufim“, das ab Donnerstag auf Arte zu sehen ist.

Eine goldene Fernsehregel besagt: Das Original ist immer besser. Im Idealfall erblickt ein Remake also das Licht der Welt, ohne dass der Zuschauer von dem übermächtigen Schatten der Vorlage weiß. So erging es „Homeland“, der mit allen verfügbaren Fernsehpreisen dekorierten US-Serie, die hierzulande vor ein paar Monaten auf Sat.1 zu sehen war. Nur wer sich allerhand Beipackzettel zum Serienstart einverleibte, erfuhr, dass das HBO-Meisterstück auf einem bereits existierenden Vorbild beruhte. Arte zeigt nun die zehnteilige israelische Serie „Hatufim – In der Hand des Feindes“ in fünf Doppelfolgen.

„Hatufim“ erzählt von zwei Kriegsheimkehrern, die vor 17 Jahren bei einem Einsatz im Libanon in die Hände des Hisbollah gerieten. Im Grunde sind es drei Heimkehrer. Amiel, der die Gefangenschaft nicht überlebt hat, wird in einem Sarg heimgeführt. Für seine beiden Freunde und die Frau, die er geliebt hat, fühlt es sich in einigen Momenten an, als säße er mit am Abendbrottisch und lache über einen unbedeutenden Scherz. Die Ankunft der Soldaten zieht sich fast über die gesamte Auftaktfolge dahin — anders als in „Homeland“, als Heimkehrer Brody geradezu schockartig in sein altes Leben zurückplumpste.

„Hi Papa, wie war die Reise?“, fragt Nimrods 19 Jahre alte Tochter den Vater, als wäre der auf einer Kanutour gewesen. Wie es gelingt, das alte Leben wieder aufzunehmen, wenn man längst ein anderer Mensch geworden ist, davon erzählt „Hatufim“ auf berührende Weise. Produzent und Regisseur Gideon Raff, der auch für „Homeland“ mitverantwortlich zeichnete, findet Bilder für die Unsicherheit, wenn man im eigenen Zuhause den Lichtschalter nicht mehr findet. Für die Leere, die sich einstellt, wenn man den Gesprächen nicht mehr folgen kann, weil im Kopf ein ganz anderer Film abgespult wird.

Was passiert, wenn Heimat zum Gefängnis wird und das Gefängnis zur Heimat?, lautet das Metathema. Dabei ist „Hatufim“ behutsamer, indirekter erzählt als „Homeland“, nimmt sich Zeit und Freiheit für visuelle Zeitlupenspielereien. Was nicht zur Schlussfolgerung verleiten sollte: amerikanisches Fernsehen=platt, europäisches Fernsehen=anspruchsvoll. Entweder oder, das ist hier die falsche Frage. Beide Serien gehören zum Allerbesten der gegenwärtigen Fernsehlandschaft.

„Hatufim — In der Hand des Feindes“ Donnerstag, 21.00 Uhr, Arte