Hamburg. Das Körber Studio Junge Regie erwies sich bereits in den ersten Vorstellungen der 10. Ausgabe als eine künstlerisch Grenzen auslotende und grenzüberschreitende Plattform für den Regienachwuchs. Das Gastspiel der Ècole Supérieure d’Art Dramatique National de Strasbourg und die Kurzfassung von Jelineks Textkonvolut „Die Kontrakte des Kaufmanns“ der Salzburger Universität Mozarteum zeigten: Die jungen Regisseure stellen sich kritisch und offensiv den Themen der Zeit und experimentieren mit interdisziplinären Ausdrucksformen.

Die Straßburger Studenten und das Inszenierungstrio debattieren im Projekt „Lasst ihn uns im Keim ersticken!“ das labile und manipulative Verhältnis von Staatsmännern zum Volk, die Fragen von Gewalt, Demokratie und Verschwörung. Sie führen den szenischen Diskurs am Beispiel der Diktatoren Julius Cäsar und Oliver Cromwell, illustrieren ihn mit blutigen Attacken und kommentieren mit aktuellen Bezügen. Starker Stoff und den Versuch wert.

Maximilian Hanisch thematisiert im Jelinek-Digest die Finanz- und Europa-Krise, setzt in einer Netz-Installation die wirren Verstrickungen der globalen Bank- und Marktwirtschaft ins Bild. Die um ihr Geld geprellten Kleinanleger entkleidet er buchstäblich ihrer Habe. Sie schleppen ihre erdverkrusteten Körper in einem Elends-Butho-Tanz dahin, um sich, „in Unschuld“ zynisch reingewaschen, als freche Banker zu präsentieren, die sich tanzend ihrer Profite auf Kosten der Leichtgläubigen brüsten. Auch wenn die Arbeit am Text zu kurz kam, entfaltete die Performance trotz einiger Längen mit dem Kinderchor als personifiziertes Geld Energie, Charme und bösen Witz.