Bei blurred edges, dem Hamburger Festival für aktuelle Musik, steht die Avantgarde im Mittelpunkt

Gedok. Aus dem Rahmen fallen beinhaltet stets auch die Vorstellung, dass man ins Ungewisse fällt, dorthin, wo man vielleicht nicht immer sicheren Boden unter den Füßen hat. Horizonterweiterung ist dann das Zauberwort. Deswegen passt sein Name auch so gut zum Hamburger Neutöner-Festival blurred edges. Unscharfe Kanten sind nichts, was man berechnen kann – aber auch nichts, woran man sich verletzen könnte. Schöne Vorstellung. Davon werden bis zum 18. Mai rund 50 Versionen angeboten, über gut zwei Dutzend Spielorte in der gesamten Stadt verteilt.

Tonangebend sind dabei vor allem lokale Künstler, was aber nicht heißt, dass nicht über den sprichwörtlichen Tellerrand gesehen, also eher: gehört und gespielt wird. Bespielt werden unter anderem der Pudel Club am Elbufer, die Hochschule für Musik und Theater natürlich, die Opera stabile, das Thalia in der Gaußstraße, aber auch Räume im Gängeviertel. Im alten Elbtunnel werden Noise-Collagen gestaltet. Klangkombinationen verweben Reales und Komponiertes. Etablierte Klassiker wie Scelsi oder Stockhausen erweitern die Repertoirepalette.

Es wird improvisiert, mit Soundeffekten gefrickelt, es gibt Vorlesungen, Uraufführungen satt, jede Menge Experimente und Entdeckungsreisen zwischen die traditionellen Notenlinien. Und da sich weit entfernt von den leicht zugänglichen Territorien des Mainstreams Dinge am besten in Eigenregie erledigen lassen, ist das Festivalprogramm des Verbands für aktuelle Musik Hamburg ohne die ordnende Hand eines Intendanten entstanden. Auch das ein sympathischer Zug, obwohl er ebenso als Konsequenz der nach wie vor steigerungsfähigen Beachtung durch traditionelle kulturpolitische Instanzen verstanden werden kann.

Wohin unbedingt, was auf jeden Fall besuchen in den nächsten Wochen? Diese Gretchenfrage ist verständlich, aber kaum brauchbar zu beantworten. Ein guter Einstieg wäre vielleicht das Konzert mit Musik von Felix Kubin im Liebermannstudio (3.5., 20 Uhr). Die Diskussion „Britzeln – ist ,aktuelle‘ Musik noch aktuell?“ (FRISE, Arnoldstraße, 7.5., 20 Uhr) könnte erhellend sein. Doch die beste Methode bleibt nach wie vor das Kosten hier, da und dort, um auf den Geschmack zu kommen.

blurred edges, 3.-18.5. Festivalticket: 60 Euro, Vorverkauf in der Hanseplatte, Neuer Kamp 32, Tel. 28570193. Einzeltickets ggf. nur an den jeweiligen Abendkassen. Weitere Informationen unter www.blurrededges.de