Die Musiker kommen auf ihren Abschiedstourneen in die O2 World. Viele werden Cockers Stimme vermissen, mit der man Autobleche entlacken kann. Unverwechselbar, auch wenn die Jahre Spuren hinterließen.

Tränenseen, Blumenmeere, letzte lange Reden mit kurzem Sinn und endlose Zugaben sind es, die Abschiedskonzerte begleiten. So drei bis fünf Jahre bevor der Verabschiedete dann doch wieder auf der Bühne auftaucht.

Das alles dürfte es beim Konzert von Joe Cocker am 8. Mai in der Hamburger O2World sowie am 11. August auf der Freilichtbühne im Stadtpark wohl kaum geben. Auf seiner angeblich finalen Tour wird Joe Cocker wie immer in jedes Mikro, das man ihm hinstellt, hineinsingen, -brüllen, -kreischen, -raunzen, -stöhnen, zwischendurch einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen und bei Gelegenheit seine Band vorstellen. Das war es dann aber auch mit großen Gesten, auch wenn seine Hände viel in Bewegung sind.

Was braucht der 68-jährige Woodstock-Veteran auch Licht, Laser und Brimborium? Er hat stattdessen „Cry Me A River“, „You Are So Beautiful“, „Unchain My Heart“, „Summer In The City“ oder „With A Little Help From My Friends“. Klassiker, denen er seinen Stempel aufschmettert wie die Rammen und Pressen bei Forgemasters, den großen Stahlwerken seiner Geburtstadt Sheffield. Dazu kommen natürlich auch neuere Songs seiner beiden zuletzt veröffentlichten Alben „Hard Knocks“ (2010) und „Fire It Up“ (2012) – Alben, die in Deutschland ebenso souverän die Top Ten erreichten wie nahezu alle zwölfVorgänger seit „Civilized Man“ (1984). Darauf pflegt Joe Cocker den hemdsärmeligen Bluesrock, der bei aller musealen Anmutung so ehrlich klingt, dass sein Rücktritt von der Tourbustür wohl keine Mogelpackung ist. So werden viele diese Stimme vermissen, mit der man Autobleche entlacken kann. Unverwechselbar, auch wenn die Jahre Spuren hinterließen.

Und es ist nicht die einzige prägnante Stimme, die in dieser LIVE-Woche auf Abschiedstour in der O2 World Station macht. Auch der texanische Pfundskerl Meat Loaf, drei Jahre jünger als Joe Cocker und ähnlich lange aktiv, will sich aus dem Konzertleben zurückziehen. Das aber mit allem Rock-Operettenbrimborium, das man von Mister „Bat Out Of Hell“ kennt und erwartet. Jeder so, wie er kann.

Joe Cocker, Johannes Oerding Mi 8.5., 20.00, O2World (SStellingen + Shuttle), Sylvesterallee10, Karten ab 47,50 im Vorverkauf; So 11.8., 19.00, Stadtpark, Karten 56,90 im Vvk.; www.cocker.com; Meat Loaf So 5.5., 20.00, O2World, Karten ab 46,95 im Vorverkauf; www.meatloaf.net