Die Zwitterform aus Dokumentation und Spielfilm steht sich selbst im Weg, weil sie den Erzählfluss der Geschichte von Iris und Peter Rosen hemmt.

Iris (1917–1990) und Peter von Roten (1916–1991) sind zwei Namen, die in Deutschland nicht jedem geläufig sein dürften. Ganz anders in der Schweiz. Immerhin hat Iris von Roten 1957 das Buch „Frauen im Laufgitter“ geschrieben, eine kämpferische Analyse der Situation der Frauen in der Schweiz, die damals für viel Empörung sorgte, heute aber als Vorläufer der Frauenbewegungen der 70er- und 80er-Jahre gilt.

Vor diesem Hintergrund erzählt Werner Schweizer in einer Mischung aus Spielszenen und Doku-Material eine Geschichte über „Verliebte Feinde“. Peter von Roten (Fabian Krüger), Sprössling einer katholisch-konservativen Familie, verliebt sich in den 40er-Jahren während des Jurastudiums in die schöne selbstbewusste Iris (Mona Petri). Eine moderne, idealistische Frau aus liberal-protestantischem Elternhaus, lebenshungrig und neugierig. Trotz großer Widerstände von außen heiraten die beiden. Iris nimmt sich fortan ihre Freiheiten – auch in der Liebe. Peter sieht sich immer häufiger genötigt, seine Frau in Schutz zu nehmen, obwohl er damit seine Karriere als Politiker gefährdet. Doch dann klingt die Erzählung – nach dem Eklat um die Buchveröffentlichung – unspektakulär Anfang der 60er-Jahre aus, die Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz 1971 spielt keine Rolle mehr.

Ein anderer Schwachpunkt des Films ist die Mischung aus Interviews, zeitgenössischen Berichten, Fotos und Spielszenen. Keine reine Dokumentation, kein narrativer Spielfilm – diese Zwitterform steht sich selbst im Weg, weil sie den Erzählfluss hemmt und keine eindeutige Haltung zu ihrem Thema gewinnt.

Bewertung: annehmbar

„Verliebte Feinde“ Schweiz 2012, 116 Min., o. A., R: Werner Schweizer, D: Fabian Krüger, Mona Petri, Thomas Mathys, Annelore Saarbach, täglich im Abaton; www.verliebtefeinde.de