Der Thriller entfaltet einen einnehmenden B-Film-Reiz voller Intrigien. Und zum Höhepunkt gibt De Palma dann doch noch einmal den meisterhaften Regie-Virtuosen.

In der Welt von „Passion“, einem Remake von Alain Corneaus erst 2010 veröffentlichtem Thriller „Love Crime“, geht es um Spiele und Tricksereien. Rachel McAdams spielt Christine, die ehrgeizige Chefin der Berliner Niederlassung eines amerikanischen Unternehmens. Die erhoffte Beförderung ins New Yorker Stammhaus scheint zum Greifen nahe, als sie das perfekte Layout einer Kampagne gleichsam aus dem Ärmel schüttelt – indem sie kurzerhand das Werk ihrer Mitarbeiterin Isabelle (Noomi Rapace) als ihr eigenes ausgibt. Als diese sich daran macht, ihre Chefin mit den eigenen Waffen zu schlagen, beginnt ein zusehends hemmungsloseres Intrigenspiel.

Erst führt Christine den Mitarbeitern ein entwürdigendes Video vor, das einen Wutausbruch Isabelles in der Tiefgarage dokumentiert. Dann erpresst sie auch noch ihren Liebhaber Dirk (Paul Anderson), dem auch Isabelle verfallen ist. Tatsächlich aber sind sich beide Frauen in ihrer kriminellen Energie durchaus ebenbürtig – was umso deutlicher zutage tritt, als es noch eine weitere begabte Werberin in dieser Firma gibt, die jedoch die Herzensgüte selbst ist.

Karoline Herfurth gelingt es mit ihrem natürlichen Spiel in dieser Nebenrolle, Brian De Palmas hoch stilisierten Film ein gutes Stück zu erden. Sie allein bringt Berliner Leben in den notdürftig umdekorierten Spielort am Potsdamer Platz. Auf der anderen Seite schätzt man den Regisseur natürlich gerade für seinen Hang zur Künstlichkeit. Man sieht dem Film durchweg an, dass seine Macher vom Wohlstand des dargestellten Milieus nur träumen konnten.

Die Not machte den Regisseur erfinderisch. Zusehends entfaltet der Film einen einnehmenden B-Film-Reiz. Und zum Höhepunkt gibt De Palma dann doch noch einmal den meisterhaften Regie-Virtuosen, wie man ihn aus seinen besten Tagen kennt: Dann schneidet er eine perfide Mordszene rund um eine Ballett-Aufführung von Debussys „Nachmittag eines Fauns“. Weniger ist mehr, will uns De Palma mit seinem Ausflug ins deutsche Förderkino sagen und verbeugt sich dabei vor einem fast vergessenen Modernismus. Ein Credo, das natürlich nicht nur für den Thriller, sondern auch für den perfekten Mord zu gelten hat – doch dabei ist auch in Chefinnnen-Etagen noch keine Meisterin vom Himmel gefallen.

Bewertung: annehmbar

„Passion“ F/D 2012, 97 Min., ab 16 J. R: Brian De Palma, D: Rachel McAdams, Noomi Rapace, Karoline Herfurth, täglich im Passage, Studio