Der neue Regisseur Shane Black setzt im Action-Abenteuer „Iron Man 3“ nicht nur auf 3-D-Effektschlachten, sondern auch auf die Figuren.

Was macht ein Superheld, nachdem er die Welt gerettet hat? Wir erinnern uns: Mit „The Avengers“ vereinte Regisseur Joss Whedon im vergangenen Jahr die Superhelden aus dem Comic-Kosmos der Firma Marvel zu einer Mega-Patchwork-Einsatztruppe. Tony Stark alias Iron Man, der Neurotiker Nummer eins neben Thor, Hulk, Captain America und Co., fing im finalen Kampf gegen das Böse eine Nuklearrakete über New York ab und leitete sie durch ein Portal, wo sie das Mutterschiff der Angreifer zerstörte. Bewusstlos fiel Iron Man auf die Erde herab. Alltäglich ist so etwas nicht.

Kein Wunder, dass die Ereignisse in Tony Stark nachwirken. Immerhin handelt es sich bei ihm nicht um eine Götterfigur wie Thor, der reichlich Donner und Drama gewohnt ist, sondern um einen zwar genialen, aber auch hoch exzentrischen Menschen, der sich seine extra Portion Kraft in Form von Minireaktoren und Monturen selbst bastelt.

Der Iron Man vernachlässigt seine große Liebe und seine Gesundheit

In „Iron Man 3“ erleben wir diesen Tony Stark, wie er nach der traumatischen New-York-Episode reichlich aufrüstet und dabei sowohl seine große Liebe Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) vernachlässigt als auch seine Gesundheit. Frei nach dem Motto: „Einstein hat auch nur drei Stunden im Jahr geschlafen“. Doch all seine neuen Erfindungen (schick: seine Eisenmann-Hülle kommt auf Handbefehl angeflogen) bewahrt ihn nicht vor Angstattacken, bei denen er sich regelmäßig hyperventilierend am Boden wiederfindet.

Der Film ist letztlich eine große Therapiesitzung, in der Stark versucht, seine Dämonen zu bekämpfen. Auch die aus der Vergangenheit. Eine Rückblende führt zunächst auf eine Neujahrsparty ins Jahr 1999, auf der Stark – damals noch ganz arroganter Geschäftsmann – den querdenkenden Utopisten Aldrich Killian (Guy Pearce) brüskiert, der mit ihm kooperieren möchte. Der Kinozuschauer ahnt schnell: Das wird ein Nachspiel haben.

Killian entwickelt ein Virus, das Versehrte nicht nur heilen kann, sondern ihnen auch explosive Kraft verleiht. Killian setzt sie als menschliche Waffen ein, wobei auch Starks langjähriger Freund Happy Hogan (Jon Favreau, der Regisseur der ersten beiden „Iron Man“-Teile) verletzt wird. Stark – persönlich beleidigt – fordert den Terroristen zum Duell auf. Oh oh …

Robert Downey Jr. spielt Iron Man von verletzlich bis sarkastisch

Dem neuen Regisseur Shane Black („Kiss Kiss Bang Bang“) der schon die Drehbücher für „Lethal Weapon“ und „Last Action Hero“ schrieb, ist hoch anzurechnen, dass er diesmal nicht nur opulent 3-D-Effekte inszeniert, sondern auch stark auf die Figuren gesetzt hat. Robert Downey Jr. spielt Iron Man mit Bravour zwischen Verletzlichkeit und Sarkasmus. Und als Spezialist für Buddy-Action schickt Regisseur Black seinen Tony Stark gemeinsam mit Weggefährte Rhodey (Don Cheadle) auch in gute alte Kumpel-Missionen, die – anfänglich sogar – ohne Materialschlacht auskommen.

Amüsant sind auch die popkulturellen Bezüge (Happy guckt im Krankenhaus „Downton Abbey“), die im Film zelebrierte Iron-Man-Fankultur (Haarstyling, Tattoos …) sowie der Seitenhieb auf die Käuflichkeit von Hollywood (die Szenen mit Ben Kingsley sind grandios). Und natürlich fehlen auch nicht die obligatorischen Querverweise auf das „Avengers“-Universum. Am Ende lernen wir: Dr. Bruce Banner, der sich bei Wut in den zornigen Hulk verwandelt, eignet sich nicht als Therapeut. Wer hätte das gedacht?

Bewertung: empfehlenswert

„Iron Man 3“ USA 2013, 131 Min., ab 12 J., R: Shane Black, D: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Sir Ben Kingsley, Don Cheadle, Guy Pearce, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa-Filmstudio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; www.marvel.com/ironman3