Senta Berger und Friedrich von Thun erleben in dem Fernsehfilm „Just Married – Hochzeiten zwei“ die Folgen des glücklichen Endes von Teil eins.

„Es wird nach einem Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt“, spottete schon Kurt Tucholsky über realitätsfernen und sentimentalen Tonfilm-Kitsch. Sicherlich hätte er auch über charmante Fernsehkomödien vom Typus „Hochzeiten“ gern gelästert. Doch Regisseur Nikolai Müllerschön nimmt den Satiriker beim Wort und erzählt im Sequel „Just Married – Hochzeiten zwei“ ironisch und humorvoll von den fatalen Folgen des glücklichen Endes im ersten Teil.

Denn das Glück will sich nicht recht einstellen. Während der italienischen Flitterwochen herrscht zwischen Sophie (Lisa Martinek) und Hans (Fritz Karl) alles andere als Harmonie. Die Flugzeug-Ingenieurin hasst Sand, Sonne und Salzwasser, der Schriftsteller liebt Camping und Motorradfahren. Spannungen und Heimlichkeiten gibt es auch zwischen den Brauteltern Claire (Senta Berger) und Bernhard (Friedrich von Thun). Nur zur Erinnerung: Das geschiedene Paar versöhnte sich zur Trauung der „Kinder“ und versprach sich, Schluss mit dem Arbeitsstress zu machen, um das Experiment eines zweiten Liebesfrühlings auszuprobieren. Er übergab seine Flugzeug-Fabrik an den eigentlichen Wunschschwiegersohn Ingo (Tim Bergmann), den Sophie dann doch für ihre Jugendliebe Hans sitzen ließ. Und Claire, eigentlich eine bodenständige, streitbare Klara, hängt in ihrer Öko-Gärtnerei Harke und Spaten an den Nagel.

Das alte und das junge Paar bringt sich nicht ohne Selbstkritik selbst zu Fall

Die erste Szene des Films in der Eisenbahn deutet bereits an, auf welchen eingefahrenen Schienen die Reise für Claire und Bernhard weitergeht. Die beiden– auf der Rückreise von Rom – scheinen angeregt miteinander zu sprechen, bis sich in Großaufnahme herausstellt: Jeder telefoniert auf dem Handy mit einem anderen Gesprächspartner. Denn wie das Leben so spielt: Beider Know-how ist dringender denn je gefragt. Der Ex-Chef soll bei Konstruktionsproblemen eines neuen Flugzeugtyps helfen. Die Schwierigkeiten behebt schließlich Tochter Sophie per Computer aus dem Honeymoon, sie rettet auch den großen Deal, die Millionensubvention, die Firma und Ingo. Claire erhält ein Angebot des Umweltministers und kann nicht widerstehen, in die Politik einzusteigen. Heimlichkeiten, Doppelspiel, Missverständnisse und peinliche Begegnungen zwischen den passionierten Workaholics sind zwar ziemlich vorhersehbar, sie amüsieren jedoch den Zuschauer. Er kann wissend beobachten, wie sich das alte und das junge Paar im Netz von Lügen, Eifersucht und Verwechslungen verheddert, verfängt und nicht ohne Selbstkritik zu Fall bringt.

Der eigentliche Witz im Film ist das „supergescheite Umwelt-Hightech-Haus“, das Claire und Bernhard beziehen. Es reagiert auf Klatschen und Zuruf und hat natürlich seine Tücken. Zum Beispiel der Lift. Er begrüßt die beiden beim Betreten der Kabine stets höflich, stellt aber bei einer Panne auf stur. In der Falle kommt es immerhin zur großen Aussprache zwischen den „Verrätern“ an ihren Versprechen.

Senta Berger und Friedrich von Thun beherrschen natürlich die Kunst, elegant, fein und fern allen Klamauks die Situationskomik auszuspielen. Sie entsteht immer aus der Not, in die sich ihre Charaktere hineinmanövrieren. Denn diese wünschen unter keinen Umständen den geliebten Partner zu verletzen – und provozieren damit genau das, was sie am wenigsten wollen. Die Schauspieler würzen Nikolai Müllerschöns lockere, treffsichere Dialoge aus dem Beziehungsalltag mit bissigen Zwischentönen, setzen unaufdringlich die Pointen und tragen mit Vergnügen ihre Sticheleien aus.

Außerdem gelingt es dem in „Liebe und anderen Katastrophen“ wohlerprobten und eingespielten Fernsehpaar Senta Berger und Friedrich von Thun mit einem Blick oder einer scheinbar belanglosen Geste glaubwürdig, die Intimität und Vertrautheit zweier Menschen herzustellen, die sich fast ein ganzes Leben lang, nämlich seit 1964, kennen. Die beiden wandlungsfähigen Charakterdarsteller zeichnen sich durch eine gute Portion Selbstironie aus. Sie stehen für Qualität und Quote, waren schon für die Serie „Die schnelle Gerdi“ verbandelt oder standen als „Dr. Schwarz und Dr. Martin“ in der gleichnamigen Reihe vor der Kamera.

Im „Hochzeiten“-Film kommt es zwischen Schwiegermama und Schwiegersohn ebenfalls zur Aussprache. Menschen können sich nicht ändern, erkennt der Schreiberling. „Wir müssen bleiben, wer wir sind, man kann sich nicht verbiegen.“ Was denn mit „Hochzeiten zwei“ unterhaltsam zu beweisen war. Und was nicht nur Kurt Tucholsky schon längst wusste: „Glaub mir: Wenn man sich näher kennt, gibt sich das mit dem Happy End.“

„Just Married – Hochzeiten zwei“ Do 2.5., ARD, 20.15