Tivoli-Chef Norbert Aust wird heute 70 Jahre alt. Der Jubilar hat neue Pläne für die HafenCity

Hamburg. Er ist ein Troubleshooter. Der Jurist und Volkswirtschaftler Professor Dr. Norbert Aust, ehemals Rektor und Präsident der Hochschule für Politik und Wirtschaft (HWP) und mit Corny Littmann geschäftsführender Gesellschafter des Schmidts Tivoli, hat sich in Hamburg auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet mehrfach verdient gemacht. Indem er seine Gabe bewies, Probleme zu erkennen, bevor sie zu echten Problemen werden. Als Vorstandsvorsitzender des Trägervereins Kampnagel etwa verhinderte er Ende der 80er mit seinen Mitstreitern – darunter Littmann – die Pläne der Stadt, die Fabrikhallen plattzumachen. Hamburg wäre um einen experimentellen, international angesehenen Kunststandort ärmer. An diesem Donnerstag wird Norbert Aust 70 Jahre alt.

Die Juristerei hat Aust stets als Gestaltung verstanden. Die Aufgaben des Anwalts interpretiert er im Sinn einer beratenden und konfliktlösenden Kompetenz. „Die Gesetze sind mit einem umzäunten Raum vergleichbar, in dem alles sicher geordnet und geregelt ist“, erklärt Aust. „Aber um gesellschaftliche Veränderungen für die Zukunft zu erreichen, muss man sich manchmal über den Zaun wagen.“ Er hat es mit dem Engagement für seine Studenten bewiesen, 1988 auch mit dem ersten Bund-Länder-Versuch eines Kultur- und Bildungsmanagement-Studiengangs.

Über den Zaun des Gewohnten sprang er aber auch mit seinem Entdecker- und Unternehmergeist. Aust zögerte nicht, mit Littmann 1990 das Projekt Tivoli anzuschieben und als Gesellschafter einzusteigen. „Es war ein Riesenschritt vom kleinen Schmidt in ein Haus mit über 600 Plätzen und riskant“, sagt Littmann. „Norbert ist ein sehr loyaler Kollege und wurde über die Jahre zum Freund. Er ist rastlos, hat immer neue Ideen, und ich hab das Gefühl, er wird mit den Jahren immer jünger.“ Wozu auch „die Theaterfamilie“, beitrage, erwidert Aust das Kompliment. „Ich bin jung geblieben, weil ich immer von jungen Leuten oder Künstlern umgeben bin, mich für sie einsetze und von ihrer Gedankenwelt profitiere.“

Auch in seiner Familie ist der Vater von sechs Kindern (zwölf bis 27 Jahre), die er mit seiner Frau Wiebke aufgezogen hat, als Troubleshooter gefordert. „Die Familie ist mein Kraftwerk. Ich habe keine Hobbys, unternehme alles mit meiner Frau und den Kindern. Wir sind eng miteinander und eng an den Problemen der anderen dran.“

Sich zur Ruhe zu setzen käme ihm nicht in den Sinn. Im Gegenteil. Er hat Pläne für das Kindermuseum Klick in der HafenCity, will dort ein Besucherhaus für Touristen mit Kindern eröffnen. Und ist erstmals als Anwalt zugelassen, berät das Büro der Kanzlei Osborne Clarke in den Tanzenden Türmen. „Ich bin vor 70 Jahren aus dem 100. Stockwerk gesprungen, 70 habe ich hinter mir, 30 liegen noch vor mir“, scherzt er. Wenn es runtergeht, geht’s für ihn aufwärts. Ganz der Optimist. Aust sieht das Leben als Glücksfall.

Festkonzert des St. Pauli Kurorchesters zu Norbert Austs 70. Geburtstag So 5.5., 18.00, Spielbudenplatz vor Schmidts Tivoli, Eintritt frei