Gafieira Universal ist ein Musikprojekt, das den Austausch mit Brasilien belebt. Heute spielt Bena Lobo in Altona

Fabrik. Der Gafieira ist eine raffinierte Form der Samba, der seit den 1940ern-Jahren in den Salons von Rio de Janeiro getanzt wird. „Weiter gefasst bedeutet das Wort aber auch einfach, zusammen Party und Musik zu machen“, erzählt Sergio Gil und guckt sehr fröhlich. Der 41-Jährige ist ein Typ, der mit dem ganzen Gesicht lächelt. Augen, Brauen, Wangen – alles zieht sich nach oben. Hinter ihm ragt ein Regal voller Vinylplatten empor. Im restlichen Wohnzimmer finden sich zwischen Schreibtisch, Sofa und Hängematte diverse Trommeln und eine Gitarre. Den lebensbejahenden Begriff Gafieira haben sich seine Freundin Rebecca Zaubel und er ausgesucht, um in Hamburg ihr ambitioniertes Musikprojekt auf den Weg zu bringen. „Das ‚Universal‘, das wir noch angefügt haben, steht dafür, dass wir offen sind“, sagt die 28-Jährige, während sie den Laptop beiseitelegt.

Sie ist Hamburger Deern, er Brasilianer. Sie übernimmt die Organisation, er die künstlerische Seite. Gemeinsam möchte das Paar den kulturellen Austausch zwischen Brasilien und Europa befeuern. Bisher noch vom Homeoffice in Altona-Nord aus. Am heutigen Freitag präsentieren die zwei den Musiker Bena Lobo aus Rio de Janeiro in der Fabrik. Im Vorprogramm ist die Hamburger Afrosoul-Sängerin Lebo zu hören.

„Wir wollen eine andere Seite von Brasilien zeigen als nur das Klischee von Caipirinha und nackter Haut“, sagt Gil, der 1991 von Rio de Janeiro nach Norddeutschland kam. Auch wenn er den Umzug anfangs als „kulturell kompliziert“ empfand, war er doch schnell begeistert von der Hamburger Musikszene, erkundete das Spektrum von Jazz bis Hip-Hop und tauschte sich mit anderen Plattensammlern aus.

Gil bemerkte bald, dass viele Feierwütige „ganz scharf waren“ auf brasilianische Klänge und Artverwandtes. Damals, in den 90ern, waren verstärkt Fusion-Sounds angesagt, bei denen sich unterschiedlichste Musikstile zu Tanzbarem mischten. Etwa im Mojo Club, wo Gil später ebenso auflegte wie im Le Fonque, im Waagenbau und im Fundbureau. In den Nullerjahren lud er mit seiner eigenen brasilianischen Partyreihe „Saideira Club“ dann zu einem Mix aus DJ-Set und Livemusik. Und da das Leben die schönsten Geschichten schreibt, lernte er im Nachtleben auch seine heutige Liebe kennen.

„Ich war mit Freundinnen unterwegs, Sergio hat aufgelegt. Und als ich die Musik gehört habe, hat es mich erwischt“, erzählt Rebecca Zaubel und klemmt sich die Haare ihres Pagenkopfs hinter die Ohren. Nach und nach reifte der Wunsch, die gemeinsame Leidenschaft für die brasilianische Kultur beruflich zu nutzen. Von Soul über Funk bis zu Latin und Afrobeat reicht die stilistische Bandbreite der Künstler, die Gil und Zaubel seit 2011 buchen. Doch Gafieira Universal ist mehr als eine reine Konzertagentur. Zu dem Netzwerk gehört ebenfalls eine Band gleichen Namens, in der Gil Percussion spielt. Vor anderthalb Jahren begleitete die Combo die Samba-Sängerin Elza Soares bei ihrem Konzert in der Fabrik. Die 75 Jahre alte Ikone der brasilianischen Musik übernahm zugleich die Schirmherrschaft für das Projekt Gafieira Universal. Und auch den heutigen Auftritt von Bena Lobo wird die Band verstärken. Lobo präsentiert dann unter anderem Songs seiner aktuellen vierten Platte „Valentia“, auf der neben Samba auch stark rhythmische Stile wie Baiao und Afoxé zu hören sind, die typisch sind für den Norden Brasiliens. „Das Konzert ist das siebte, das wir in Kooperation mit der Fabrik veranstalten“, sagt Gil. „Das ist ein toller Laden, der super zu uns passt.“

Zaubel und Gil planen für die Zukunft, unbekannteren Bands die Chance zu geben, mit Größen der brasilianischen Musik aufzutreten. Zudem nimmt die Gafieira-Universal-Band derzeit ein Album auf, das 2014 erscheinen soll. Und die Gruppe möchte vermehrt auf Festivals spielen. Beim Elbjazz etwa oder beim Baltic Soul Weekender. Und irgendwann soll der Transfer auch in die umgekehrte Richtung funktionieren, sodass deutsche Bands nach Brasilien reisen. Denn, so Gil: „Mit Musik können sich alle verstehen.“

Bena Lobo Fr 26.4., 20.00, Fabrik (Bus 2, 37), Barnerstr. 36, Eintritt: 19,- Ak.; gafieirauniversal.com