Der Ohnsorg-Schauspieler Axel Stosberg ist mit seiner Band Santiano sagenhaft erfolgreich. Heute ist Tourabschluss in Hamburg

Hamburg. Boybands sind noch immer schwer angesagt bei der Popgemeinde. Die jüngste, in Deutschland derzeit erfolgreichste, kommt aus Flensburg. Die fünf Mitglieder sind zwischen 44 und 62 Jahre alt. Ihre Lieder tragen Titel wie „Der Wind ruft meinen Namen“ oder „Land in Sicht“. In der Musik kreuzen sich hemdsärmeliges Seemannsgarn, Schlager, Irish Folk und viel positive Stimmung. Santiano heißt die Wundertruppe. Das Debütalbum schoss über Nacht auf Platz eins der deutschen Charts und hat längst Platinstatus erreicht. Eine ausverkaufte Tournee durch größere Stadthallen folgte. Heute ist glanzvoller Tourabschluss in der Hamburger O2 World vor über 10.000 Besuchern.

„Welchen Verlauf das genommen hat, konnte ja keiner ahnen“, sagt Axel Stosberg noch immer fassungslos. „Ich fühle mich wie meine Kollegen sehr beschenkt und sehr euphorisch.“ Der jüngste der Boys ist in Hamburg kein Unbekannter. Das langjährige Mitglied des Ohnsorg-Ensembles gibt ab dem 17. Mai acht Wochen lang in der Komödie Winterhuder Fährhaus in dem Erfolgsgastspiel „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ neben Heidi Mahler den flotten Tanzlehrer Minetti. Weil das Stück en suite gespielt wird, muss die Band in der Zeit auf ihn verzichten. Gleichwohl hat die Musik, eine lang gehegte Leidenschaft Stosbergs, derzeit eindeutig Vorrang. „Ich werde aber dafür sorgen, dass ich einmal im Jahr Theater spiele.“

Das Santiano-Wunder begann damit, dass auf einer Party der übersichtlichen Musikerszene in Flensburg auf einmal Instrumente kursierten und Irish-Folk-Klassiker angestimmt wurden. „Wir haben einfach Sachen rausgeholt, die wir kannten“, sagt Stosberg. „Unsere Stimmgewalt hat offenbar beeindruckt.“ Hardy Krech und Mark Nissen, Produzenten des Flensburger Labels Elephant Music, wurden hellhörig. Eine Woche später trommelten sie die fünf Musiker und Sänger wieder zusammen und spielten das legendäre „Santiano“-Lied ein, das in den 1960er-Jahren bereits der französische Sänger Hugues Aufray eingespielt hatte. Die Aufnahme landete bei Universal, die Band war geboren, und die Erfolgslawine setzte sich mit der professionellen Maschinerie eines Major-Labels in Bewegung. Anfang Februar 2012 lag das Albumdebüt „Bis ans Ende der Welt“ in den Regalen, Ende März folgte der erste Fernsehauftritt bei Carmen Nebel, nach sechs Wochen stand das Album bereits auf Platz eins. 53 Fernsehauftritte später ist die Euphorie ungebrochen. Die Musik von Santiano erreicht Menschen zwischen sechs und 86 Jahren. Santiano tritt in Schlagershows auf und steht in diesem Jahr zum zweiten Mal auf der Mittelalterbühne des Wacken Open Air. „Da tanzt der Metalhead neben dem Rentner, die gucken sich an und fragen sich, ob das überhaupt geht“, lacht Stosberg. „Und dann tanzen sie einfach weiter.“ Die seltene Verbrüderung zeigt die Bandbreite dieser Band.

Sie erreicht Menschen, die Lieder von Freiheit, Freundschaft, Zusammenhalt und archaische Klänge schätzen. „Wir sprechen eine durchaus einfache und etwas ältere Sprache, keine modern von innen herausgeholten Metaphern“, sagt Stosberg. Hier spielt er auf der Bühne keine Rolle. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem, was ich singe. Ich muss mich da nicht verbiegen.“ Santiano weckt Sehnsüchte jenseits des Alltags von Weite, Ferne, einem Horizont, hinter dem neue, schöne Abenteuer lauern.

Ab dem 10. Mai liegt schon das zweite Album „Mit den Gezeiten“ in den Regalen. Darauf liefert Santiano Bewährtes, ein wenig neu justiert. „Es wird weniger Schlager, dafür mehr E-Gitarren geben“, verspricht Axel Stosberg. „Die See wird rauer.“ Ab Herbst segeln die Jungs erneut mit viel Rückenwind durch Hallen der Republik. Axel Stosberg will das Unverständliche nicht mehr ergründen. „Wenn wir das Geheimnis lüften, ist ja auch die Magie vorbei“, sagt er. Und wenn bei Santiano dann doch mal Flaute einbricht, freuen sich zumindest die Theatergänger, dass es wieder mehr von Axel Stosberg auf der Bühne zu sehen gibt.

Santiano 25.4., 20.00, O2 World, Sylvesterallee 10, Karten an der Ak. 33,50 bis 149,-; www.universal-music.de/santiano