So ändern sich die Zeiten. 2002 war es, als die Hamburger Kultursenatorin Dana Horáková für Schlagzeilchen sorgte, weil sie den damals vor allem dicken und lustigen Schauspieler Gérard Depardieu dazu einlud, im Gästehaus des Senats zu übernachten. Eigentlich eine Ehre, die nur politisch relevanten Gästen vorbehalten ist. Hotels für Kultur-Promis hat es hier ja genügend, und die würden mittlerweile bestimmt klaglos die kulturaffine Bettensteuer entrichten.

Aber während die eine Hauptperson dieser Episode ihren Status längst los ist, hat der Ex-Obelix in Sachen Politikum in den vergangenen Monaten massiv zugelegt: Steuerflüchtling, mal Belgier, mal Russe, Präzisionsurinieren im Flugzeug, fotogen inszenierte Freundschaftsbesuche bei östlichen Amtsinhabern mit eigenwilligem Demokratie-Missverständnis. Und dann jetzt auch das noch: ausgeladen von der Schweiz. Jenem Land also, das beim Stichwort Steuer besonders sensibel reagiert. Depardieu sollte am 25. Mai in Luzern den Sprechpart bei Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ rezitieren. Darf er nun nicht, wegen seines „stark politisierten Umfelds“ (stark alkoholisiert fällt Depardieu gern mal in Paris vom Moped). Depardieu hat die Absage akzeptiert. Falls nicht, hätten die Eidgenossen auf einen letzten Notwehr-Trick mit hanseatischem Aroma zurückgreifen können: die Steuerkavallerie, mit der ihnen der Hamburger Peer Steinbrück einst drohte.