Das Kabarettduo Alma Hoppe hat mit seinem 50. Programm „Männer in den besten Wechseljahren“ Premiere

Lustspielhaus. Das rote Sofa steht auch hier im Mittelpunkt. Während es im norddeutschen Fernsehen („DAS!“) immer mal als Ort für den einen oder anderen Aussetzer – ob nun bei Gästen oder Moderatoren – taugt, dient das Möbelstück im Lustspielhaus als verrückbarer Teil der Kulisse. Jan-Peter Petersen fläzt sich genüsslich auf der Couch, derweil Nils Loenicker mit Regisseur Helmut Ruge diskutiert. Assistentin Sabine Dissel sucht und findet die dazu passenden Textpassagen.

Auf der Bühne indes herrscht Chaos. Kissen liegen herum, zwei Stühle stehen schräg an einem Tisch, darauf ein Kübel mit einer Flasche Alkohol, hinter dem Tisch ein Kleiderständer, davor liegt ein Zeitungsstapel. Eine typische Männer-WG. In der haben sich Petersen und Loenicker wieder häuslich eingerichtet, nachdem sie schon 2009 in der „Männerwirtschaft“ einen kabarettistischen Coup gelandet hatten. Der Titel war an die 70er-Jahre-Fernsehserie angelehnt und basierte auf Neil Simons Broadway-Stück „Ein seltsames Paar“, dank Walter Matthau und Jack Lemmon auch ein Kino-Hit.

Jetzt sind Petersen und Loenicker „Männer in den besten Wechseljahren“. Auch die müssen mal den Aufstand proben. „Nils Loenicker — keine Ahnung auf zwei Beinen“, raunzt Petersen seinen Partner an. Wohlgemerkt Originaltext. Wie in der „Männerwirtschaft“ gibt Petersen den unordentlichen, abgehalfterten Schönheitschirurgen, der so tut, als habe er eine Haltung. Loenicker mimt den pedantischen, leicht depressiven Ghostwriter für Wirtschaft und Politik. Als Alma Hoppe bilden die beiden seit 1984 nicht nur in der WG-Kulisse eine Bühnengemeinschaft. Neben ihren Hamburger Kollegen Herrchens Frauchen sind die „Hoppes“ das dienstälteste Satireduo Deutschlands. In der Frohen und Hansestadt und im Hamburger Speckgürtel kann Alma Hoppe auf sein Publikum bauen. Doch auch alte Hasen suchen neue Reize.

Bot ihr voriges, das 49. Programm „Gute Frage, nächste Frage“, absurd-klassisches Kabarett mit pointierten Texten, feilen die beiden Vielspötter zum Jubiläum an einem neuen Mix. „Es soll eine Mischung aus klassischem Kabarett, Grauzonen im Boulevardtheater und Dialogen wie in US-Sitcoms werden“, erklärt Petersen in breiter Mundart in der Probenpause. Das sei ein Mittel, um die Leute im Alltag abzuholen, meint der 54-Jährige. Wie immer hat Petersen das Konzept entworfen, hat mit Ruge in seiner Wahlheimat München gesessen und das Gros der Texte formuliert. Als Dialogschreiber ist Petersen eine Bank. Loenicker, 53, variiert nicht nur bei der Probe in seinem Text — und bringt seinen Partner auf der Bühne zum Lachen: „Dass wir die Figuren schon kannten, hat uns geholfen.“

Dennoch setzten die „Hoppes“ auf einen Texterpool, zu dem außer Ruge Kollegen wie Henning Venske oder Thomas Reis gehören. „Das bringt noch mal eine neue Farbe und Sichtweise ins Programm“, sagt Petersen. Das mache es nicht nur für die Zuschauer interessant, sondern auch für sie selbst. 150 Vorstellungen pro Jahr gibt Alma Hoppe seit 1994 im Lustspielhaus. Zuvor hatte das Duo sechs Jahre das Kabarett Mon Marthe bespielt. Auch das erklärt, warum Alma Hoppe pro Saison bis zu zwei neue Programme herausgebracht hat, darunter einige Best-ofs.

„Das Thema Wohnungsnot hatten wir schon vor zwölf Jahren“, erinnert sich Petersen. Damals kam er als Obdachloser zum Makler und meldete „Eigenbedarf“ an. Jetzt singen sein Partner und er auch davon. Garantiert nicht schön, aber immer wieder gern. So regt sich Petersen als Schönheitschirurg über zu geringe Mieteinnahmen für seine Eigentumswohnung in München auf, indem er schmettert: „Unsere Gesellschaft basiert auf beinharter Konkurrenz. Diese Gesellschaft braucht Arschlöcher, und es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden…“

„Männer in den besten Wechseljahren“ wieder ab 30.4., jew. 20.00 Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 13,- (erm.) bis 26,- unter T. 55565556; www.almahoppe.de