Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt Reisefotografien. Sie sind frühe Dokumente des Tourismus in Asien

Hamburg. Schon in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts brachen Tausende Europäer zu Reisen nach Japan auf. Wenn sie in Yokohama von Bord gingen, führte sie einer ihrer ersten Wege in eines der zahlreichen dort ansässigen Fotostudios. Hier erwarben sie Fotografien von Geishas im Kimono, blühenden Kirschbäumen, malerischen Brücken und Tempeln, die ihnen all das vor Augen führten, was das fernöstliche Land an Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte.

Etwa 100 dieser vielfach mit großem Aufwand handkolorierten Bilder zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe jetzt in seiner Ausstellung „Typisch Japan. Reisefotografie des 19. Jahrhunderts“. Es waren nicht Fotos von Reisenden, sondern für Reisende. Die ersten Studios wurden von Europäern betrieben, die die Erwartungshaltung ihrer Kunden genau kannten. Aber auch die japanischen Fotografen, die sich bald auf diesem lukrativen Markt behaupteten, inszenierten ihre Bilder mit jener von den Europäern geschätzten Exotik. Die Bilder von pittoresken Landschaften, fremdartigen Architekturen und Genreszenen führen uns das fernöstliche Land als ein verlorenes Paradies voller Geheimnisse vor Augen.

Zum großen Teil wurden die in der Ausstellung gezeigten Fotos noch im späten 19. Jahrhundert von Justus Brinckmann, dem Gründungsdirektor des Museums, erworben. Breiten Raum nehmen sogenannte Typenporträts ein, die Menschen in traditionellen Berufen oder bei der Ausübung von Bräuchen zeigen. Heute mutet es kurios an, dass sich die Inszenierung so leicht durchschauen lässt. In Wahrheit sind es gestellte Motive, für die man Schauspieler in die entsprechenden Kostüme steckte und sich kaum Mühe gab, die Studiokulissen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Doch statt kritisch zu blicken, ließen sich die westlichen Betrachter lieber auf die Illusion des Exotischen ein, die bei den damals bereits beliebten Stereoskopbildern noch verblüffender wirkte. Typisches Japan zeigen diese frühen Fotografien sicher nicht, dafür sind es faszinierende Dokumente des beginnenden Tourismus. Insofern hätte dem Ausstellungstitel ein Fragezeichen sicher gutgetan.

Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, bis 6. August, Di–So 10.00–18.00, Do bis 21.00