Die US-Band Blues Explosion hinterließ im Gruenspan nur zufriedene Gesichter

Hamburg. Pausen kennen sie nicht. Wenn Jon Spencer, Judah Bauer und Russell Simins erst mal eine Bühne betreten haben, wird kurz Atem geholt und losgespielt. Oder besser geprügelt oder gedroschen. Ihre Art von Rockmusik ähnelt Akkordarbeit an außer Kontrolle geratenen Fließbändern. Irgendwann glaubt man, dass sie das halsbrecherische Tempo nicht mehr durchhalten können und erschöpft zusammenbrechen. Doch sie machen weiter. Zuerst 55 Minuten lang, nach einer kurzen Trinkpause im Backstage des Gruenspan noch weitere 25 Minuten.

Mit der Energie, die von der Jon Spencer Blues Explosion in knappen eineinhalb Stunden umgesetzt wird, kommen andere Bands fünf Konzerte lang aus. „Viel besser als vor acht Jahren“, sagt ein hünenhafter Fan zu seinem Kumpel. „Und mindestens so gut wie beim Reeperbahn Festival“, erwidert sein Nebenmann. Nach achtjähriger Pause hat die US-Blues-Punkband im vergangenen September ihr Comeback mit dem Album „Meat + Bone“ und einem Festivalkonzert in der Großen Freiheit 36 gefeiert, jetzt legt sie noch mit weiteren Livekonzerten nach.

Die beiden Gitarristen Bauer und Spencer verstehen sich blind mit ihrem Schlagzeuger. Meistens eröffnet Spencer die kurzen Songs mit einem prägnanten Riff, sofort steigen seine beiden Begleiter ein und los geht die wilde Hatz durch Punk, Garagenrock und Blues. Spencer schreit die oft nur aus einem Refrain bestehenden Texte raus, er kreischt mit sich überschlagender Stimme ins Mikro, dass nur rudimentäre Wortfetzen zu erkennen sind. Aber es geht bei der Blues Explosion nicht ums Mitsingen, es geht um Lautstärke, um Krach, um Rhythmus. In einer Maschinenhalle zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird es kaum leiser gewesen sein als an diesem Abend im Gruenspan.

Der Auftritt des Trios ist auch für die Zuhörer anstrengend. Der Geräuschpegel ist infernalisch und für das Auditorium gibt es keine Verschnaufpause. Die erwartet auch niemand. Die Zuschauer sind in der Erwartung hier, ordentlich etwas auf die Ohren zu bekommen. Eine Aufgabe, die Spencer, Bauer und Simins zur vollen Zufriedenheit erfüllen. Am Ende sieht man nur zufriedene Gesichter, auch wenn es in den Gehörgängen noch etwas pfeift und dröhnt.