Der Baltic Soul Weekender, die Mutter der Indoor-Festivals, steigt am Wochenende am Weißenhäuser Strand

Hamburg. In der Pionierzeit der Popfestivals in den späten 60er- und 70er-Jahren reichten eine wackelige Bühne, zwei Reihen WC-Häuschen und ein paar Pommesbuden. Dazu kam noch die örtliche Rockerbande als Ordner und los ging der Spaß. Oder auch nicht. Seitdem sind die Dimensionen des Aufwands und des Komforts bei den großen und kleinen Festivals gestiegen, aber die grundlegende Herausforderung bleibt: Wetter, Lärm, Müll.

So mancher Festival-Veteran würde gerne die Annehmlichkeiten, sprich die geballte Musik, genießen, ohne sich nach drei, vier Tagen in der Schlamm- und Staubsuhle zu fühlen wie ein panierter, nach Pfandautomat müffelnder Neandertaler. Kein Wunder, dass nicht nur das (ausverkaufte) Hurricane Festival im Juni wieder mit einem abgetrennten Grüner-Wohnen-Bereich aufwartet: Dort ist es sauber, ruhig und von Rücksichtnahme geprägt, soweit das bei einem Open Air möglich ist. Andere Festivals bieten aber noch viel mehr Annehmlichkeiten. Es gibt Kreuzfahrten wie die Full Metal Cruise im Mai auf der „Mein Schiff 1“ oder Dancepop-Events wie FOR 2013 im Juni auf der kroatischen Insel Hvar. Kurzurlaub trifft Konzert.

Der Baltic Soul Weekender verbindet seit 2007 Konzerte und Kurzurlaub

In Norddeutschland kennt man das schon lange. Bereits 2007 organisierte der Hamburger Veranstalter Daniel Dombrowe den ersten Baltic Soul Weekender in der Ferienanlage Weißenhäuser Strand. Angelehnt an in den 70er-Jahren in englischen Seebädern kultivierte Weekender trifft man sich tagsüber zum Strandspaziergang, im Hallenbad oder auf der Bowlingbahn, um abends bis in den frühen Morgen zu Livebands und DJs zu feiern. Am Ende fällt man nicht im windschiefen Zelt auf die Isomatte, sondern ins weiche Bett, dass neben Kühlschrank, Fernseher und Badezimmer steht. So ist auch der wildeste Tänzer abends frisch.

Und tanzbar ist da alles. Im Bühnenzelt, in den Sälen, auf den Fluren, sogar im eigenen TV-Kanal ist Funk und Soul aller Dekaden. Man lässt sich von Floor zu Floor treiben und genießt im Strudel der Sounds eine eigene, von der zugegeben spießigen Anlagen-Architektur unbeeinflusste Atmosphäre.

Ein wichtiges Element ist die besondere Konzert-Philosophie beim Baltic Soul Weekender. Mit geradezu detektivischem Eifer spüren die Organisatoren jedes Jahr längst vergessene Soul- und Groovehelden früherer Tage wieder auf, und geben ihnen teilweise nach Jahrzehnten wieder eine Bühne. Und man kann wie letztes Jahr beim Auftritt der Hip-Hop-Pioniere Sugarhill Gang förmlich sehen, wie der Spirit des Festivals bei den Künstlern das Feuer neu entfacht.

Beim diesjährigen Baltic Soul Weekender vom 26. bis zum 28. April wird Gwen Dickey der besondere Star sein und mit der Hausband Baltic Soul Orchestra auftreten. Als Sängerin der Band Rose Royce war sie 1976 die Stimme von einem der größten Hits der Disco-Ära, dessen Handclap-Auftakt noch heute jeder kennt: „Car Wash“. Weitere Livegäste sind The Brand New Heavies, Adeva, Oliver Cheatham, Maxine Brown, The Reel People Soundsystem und Gloria Scott, dazu kommen wieder über 20 DJs von Bernd Niedergesaess bis Fanta-Viertel Smudo.

Die Apartments für den Baltic Soul Weekender sind bereits ausgebucht, es gibt nur noch Tickets ohne Übernachtung für Tagesausflügler. Buchungen für nächstes Jahr sind schon am letzten Weekender-Tag möglich. Und wer noch dieses Jahr Indoor-Festivals mit allem Komfort erleben will, für den gibt es im kommenden November auch noch das Indie- und Folk-Festival Rolling Stone Weekender und für die harten Eisenbrüder das Metal Hammer Paradise.

Baltic Soul Weekender Fr 26.4. bis So 28.4., Tagestickets ab 60,20, Kombitickets 103,-; Apartments ausgebucht; www.balticsoul.de; Metal Hammer Paradise Fr/Sa 15./16.11., Karten inkl. Übernachtungen ab 179,-; www.metal-hammer-paradise.com; Rolling Stone Weekender Fr/Sa 22./23.11., Karten inkl. Übernachtungen ab 179,-; www.rollingstone-weekender.de; Seestraße 1, 23758 Weissenhäuser Strand