Das Auryn Quartett flicht bei der „Brahmsiade“ als Bonus einen Haydn-Zyklus ein

Hamburg. Wer Brahms liebt, hat derzeit die Qual der Wahl. Denn so penibel Musiker auf die Stimmung ihrer Instrumente achten – bei Konzertterminen lässt ihre Abstimmung öfter zu wünschen übrig. So kann es im Eifer dazu kommen, dass die „Brahmsiade“ des Auryn Quartetts just in derselben Woche stattfindet wie das Brahms-Festival der Musikhochschule Lübeck. Wobei das zu höchster Meisterschaft gereifte Detmolder Professoren-Quartett mit zwei Kollegen an sechs Terminen die gesamte Streicherkammermusik von Johannes Brahms bietet und als Bonus einen Haydn-Zyklus einflicht. Die Lübecker Brahms-Woche hingegen heftet sich diesmal an dessen „Fixstern Beethoven“. Für Brahms war er „ein Riese“, an dem er sich zeitlebens abarbeitete: sinfonisch, kammermusikalisch und sogar im Lied. Entsprechend bunt das Lübecker Festivalprogramm.

Das Auryn Quartett begann im kleinen Saal der Laeiszhalle mit Haydns Streichquartett Es-Dur op. 64, 6. Kein Entspannungskurs für die Spieler. Kann sich Haydn doch nicht genugtun, den gebildeten Hörer mit List und Lust zu foppen. Regelhörigen Erwartungen schlägt er immer wieder ein Schnippchen. Dank seiner langjährigen, fast symbiotischen Beziehung zu dem Schöpfer des „Gesprächs vier vernünftiger Leute“ (Goethes Definition des Streichquartetts) entwickelt das Auryn Quartett einen sechsten Sinn für Haydns humorvolle Pointen.

Dass sie Brahms nicht nur lieben, sondern seine Musik abgrundtief ernst nehmen – das ließen die vier in jedem Takt seines letzten Streichquartetts B-Dur op. 67 spüren. Zwar wirkt es leichter gefügt als seine beiden Moll-Geschwister, sogar Mozarts „Jagdquartett“ lässt grüßen. In seinen spröden Momenten erinnerte es indes an die späten Quartette des „Fixsterns“ Beethoven. Das seltsam verschattete Nachtstück, das den Scherzosatz vertritt, glich einer Liebeserklärung an die Bratsche, bevor im Finale der Meister der Charaktervariation triumphierte, der auch hier von Beethoven lernte. Nach dieser Offenbarung wog Tschaikowskys Serenaden-Sextett „Souvenir de Florence“ mit Nobuko Imai (Viola) und Niklas Schmidt (Violoncello) ungebührlich leicht.

Nächste Termine: 23.4. und 25.4. Mozartsaal im Logenhaus, 28.4. Rolf-Liebermann-Studio, 29.4. Laeiszhalle Kleiner Saal, jeweils 19.30.