Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Dass der Welttag des Buches und der Tag des deutschen Bieres auf dasselbe Datum, nämlich auf den 23. April fallen, mag einigen Feingeistern missfallen, scheinen doch beide wenig miteinander zu tun zu haben. Hier die Kunst und da das Handwerk, hier der Intellekt und dort der Nebel der Trunkenheit.

Aber es gibt gute Gründe dafür, ausgerechnet an diesem Tag Literatur wie Gerstensaft zu preisen: 1516 wurde das noch heute gültige Reinheitsgebot erlassen. Etwas morbider ist ein Teil der Termin-Begründung für die Buchfeierei: 100 Jahre später starben am 23. April sowohl William Shakespeare wie auch Miguel de Cervantes.

Zum Bier ist zwar bei Cervantes nichts zu finden, dafür gibt – wie eigentlich zu jeder Gelegenheit – der olle Shakespeare den einen oder anderen Ausspruch her, den man bei nächster Gelegenheit problemfrei ins Kneipengespräch einflechten kann: Neben der weithin bekannten Forderung nach einem Pferd im Austausch für ein Königreich wusste er nämlich auch das Bier (na ja, er meinte eigentlich Ale) zu preisen. In „Heinrich V.“ heißt es zwar nicht aus dem Mund eines Königs, aber immerhin: „Ich wollte meinen ganzen Ruhm für einen Krug Bier und Sicherheit geben.“ Und einen Heinrich später geht Jack Cade noch einen Schritt weiter. Als wenn der Aufrührer mit royalen Ambitionen die diversen Limonaden-Biermischgetränke der Jetztzeit vorausgeahnt hätte, proklamiert Cade, dass, wenn er erst König sei, es zum Verbrechen werden würde, „Dünnbier zu trinken“. Das ist doch mal ein Wort.