Ein Farbbeutel von Tino Lange

Jedes Jahr begrüßen Millionen Hindus am Vollmondtag Phalunga (im Februar oder März) den Frühling mit dem Holi-Fest. Mit bunten Wassern und Pudern wird sich gegenseitig bemalt, besprengt, beworfen, bis alle Alters-, Kasten- und Geschlechtergrenzen sich im Wortsinn verwischt haben. Eine alte Tradition ist es, die erstmals im siebten Jahrhundert im Sanskrit-Drama „Ratnavali“ erwähnt wird. Je nach Region wird mehrere Tage lang gefeiert, gespeist, getanzt.

In Deutschland sah man das Holi-Fest bislang eigentlich nur als schönes Fotomotiv, aber seit 2012 breiten sich von Berlin ausgehend auch hierzulande diverse sogenannte Holi-Festivals aus wie ein feiner Farbnebel, der sich dieses Jahr über die ganze Republik legt. Karlsruhe, Dortmund, Essen, Mannheim. Cottbus, Bitterfeld, Norderstedt. Holi ist ein Trend, und so wunderte es nicht, dass sich zwei Veranstalter schon vergangenes Jahr in Hamburg in die Quere kamen und letztendlich beide Feiern ausfielen.

Dieses Jahr aber sollen die Maismehl-Farbbeutel fliegen, am 20.Juli vor der Imtech Arena und am 1.September auf der Bahrenfelder Trabrennbahn. 17 bis 20Euro (ohne Farbbeutel) kostet der spektakulär-bunte Spaß zu DJ-Beats jeweils. Und dass im Hochsommer ein spirituelles Fest aus einem fernen Kulturkreis zum kommerziellen Event mit Toleranzbotschaft reduziert wird, ist eh spätestens in acht Monaten wieder vergessen. Frohe Weihnachten!