Kennen Sie Julien Véniant? Nein? Sollten Sie mal kennenlernen. Der junge Mann ist seit Kurzem Praktikant in der Buchhandlung Christiansen in Ottensen. Und er kommt sogar aus Frankreich, der großen Kulturnation! Das ist natürlich ein Mordspfund, mit dem die Christiansen-Leute da jetzt wuchern können. So ein Franzose bringt Flair, Charme und Esprit in die Bude. Auf der Homepage der Buchhandlung darf sich Julien freundlich vorstellen („Bonjour“), und dem Vernehmen nach bezirzt er schon eifrig besonders das weibliche Ottenser Bildungsbürgertum mit seinem niedlichen Akzent.

Wir gehen davon aus, dass der Mann noch viel mehr kann. Am Dienstag ist wieder Welttag des Buches, ein wichtiges Datum auch im polyglotten und mondänen, im lesewilligen Ottensen, wo die Einwohner einen Buchkreis zum Flaubert-Gesamtwerk noch zu schätzen wissen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht ausgerechnet Praktikant Julien auf die charmante Idee gekommen wäre, zur Feier des Weltbuchtages den Kunden im Schaufenster eine Leseecke einzurichten. Dort dürfen schauwillige Ottenser am 27. April vor Publikum der sehr privaten Kulturpraxis des Lesens nachkommen. So ’ne Art vorlesen, nur ohne Stimme. Wer mag dem Lesenden den Zauber absprechen, der von ihm ausgeht, wenn er sich ganz in ein Buch versenkt? Die Ruhe, die von diesem Bild ausgeht, wird sich über ganz Ottensen legen. Parbleu!