Der Hamburger Labelbetreiber Arne Ghosh betreut Bands wie Boy und Fotos

Die Platte meines Lebens ist „Ich-Maschine“ von Blumfeld. 1993, gerade der Schule mit Ach und Krach (und Abi) entsprungen, oszillierend zwischen Wilhelmshaven, Los Angeles und Hamburg, zwischen Orientierungs- und Heimatlosigkeit. Wie bringt man die 20er so unaufwendig wie möglich hinter sich? Meine Antworten auf diese Frage, alle komplett falsch. Und genau da taucht diese Platte aus dem Nichts vor mir auf.

Ein Wochenende in Jever bei meinem Freund Yörn Knebel, heute genialer Schauspieler, und die letzten Worte meines Prä-blumfeldschen Lebens : „Hör ma', das sind Texte!“, sollten meine Wahrnehmung von Musik und Sprache grundlegend ändern. Das waren Texte! Ich hatte ja keine Ahnung gehabt… Bis zu diesem Zeitpunkt, seien wir ehrlich, waren Pearl Jam, Kajagoogoo und der frühe Howard Jones das, womit ich mich befasste. Aber hier hörte ich zum ersten Mal hin. Anders hin. Richtig hin.

Keine Platte habe ich so oft gehört, in den absurdesten Lebenslagen aufgelegt, beziehungsweise hören müssen, so oft besessen (ja, so was kann bei häufigem Gebrauch auch mal kaputt gehen) und Folgealben so pünktlich erworben. Bei keiner anderen Band habe ich so fleißig Konzerten beigewohnt, diese wie Messen in mich aufgesogen und nachhaltig beeindruckt mit mir herumgetragen. Wie so oft in der Musik gibt es die richtige Zeit für die richtige Platte. Blumfeld zwischen 20 und 30 bei mir zu haben, dafür kann ich nicht dankbar genug sein.