Hamburg. Wirklich zu beschreiben ist die Musik von Retro Stefson nicht: Die Jungspunde aus Island verhalten sich exakt so, wie man es von einem Haufen Kinder in einem Süßigkeitenladen erwarten würde. Mit der linken Hand im House-Glas und der rechten in einer großen Tüte Funk schielen sie auf den riesigen Weltmusik-Lutscher. Und man weiß genau, dass der als Nächstes dran sein wird.

Der Schubladisierung verweigert sich die Band auch weiterhin. Trotzdem hat sich etwas verändert. Der Sound ist elektronischer, getragener geworden. Und Haraldur Ari Stefánsson hat Retro Stefson zumindest für den Moment zugunsten einer Ausbildung verlassen. Das Fehlen des Backing-Sängers wirkt sich auf Platte nur bedingt aus, dafür aber live umso mehr. Im knüppelvollen Keller des Kulturhauses III&70 ist die Stimmung am Dienstag zwar gut. Sie reicht aber in keiner Weise an frühere Auftritte heran, als Stefánsson noch die Aufgabe des Einpeitschers, Vortänzers und allgemein personifizierten Wahnsinns wahrnahm. So bleibt ein feines, aber nicht überragendes Konzert. Das mit 55 Minuten arg knapp bemessen ist, selbst für Freunde von knackigen, kurzen Konzerten.