Ausblicke auf die Staatsopern-Saison 2013/14 von Young und Neumeier

Hamburg. In dieser Saison tobt der „Wagner-Wahn“, in der nächsten landet „Verdi im Visier“. Die Hamburgische Staatsoper nutzt das Mehrfachjubiläumsjahr 2013, um zwei Spielzeiten lang programmatische Schwerpunkte zu setzen. Ein Kraftakt der zweiten Jahreshälfte soll ein dreifacher Verdi sein: Die drei selten gespielten Frühwerke „La Battaglia di Legnano“, „I due Foscari“ und „I Lombardi“ werden ab Oktober innerhalb von drei Wochen auf die Bühne gestellt und von Hausherrin Simone Young dirigiert. Da es sich um historisch verwandte Stoffe handelt, setzt Regisseur David Alden auf ein sich von Stück zu Stück entwickelndes Einheitsbühnenbild. Das Wagner-Jahr klingt mit einer „Lohengrin“-Serie aus, vom dritten Jubilar Britten wird sich mit „Peter Grimes“ verabschiedet.

Als Start in die Saison bietet Young erneut einen großen zeitgenössischen Stoff, York Höllers Romanvertonung „Der Meister und Margarita“, wie schon Reimanns „Lear“ eigentlich eine Hamburgensie, die dann aber doch nicht an der Dammtorstraße uraufgeführt wurde. Musikalische Leitung hat Markus Posch, die Rolle des Conférenciers übernimmt Youngs Intendanten-Kollege Corny Littmann. Als Standardrepertoire-Auffrischung wird Jens-Daniel Herzog, der zuletzt Telemanns „Flavius Bertaridus“ inszenierte, sich Bizets „Carmen“ vornehmen, von Youngs Ex-Assistenten Alexander Soddy wird dann die Urfassung mit Dialogen statt Rezitativen dirigiert. Elisabeth Kulman und Nikolai Schuloff übernehmen die Hauptrollen. Auch „Traviata"-Regisseur Johannes Erath ist wieder dabei, nun allerdings mit Janaceks „Das schlaue Füchslein“, dirigiert von Lawrence Foster.

Für die Pflege der barocken Gänsemarktoper-Tradition wurde Händels „Almira, Königin von Kastilien“ in das Sortiment aufgenommen, wieder einmal mit Alessandro De Marchi am Pult. Freunden geläufiger Gurgeln wird Edita Gruberova in einer konzertanten Aufführung von Donizettis „Lucrezia Borgia“ geboten. Ballett-Chef Neumeier wartet mit zwei Uraufführungen auf, mit der zweiten Hälfte von Bachs Weihnachtsoratorium und „Tatjana“, einer Auftragsarbeit von Lera Auerbach nach Puschkins „Onegin“. Die Ballett-Saison wird mit der Wiederaufnahme von Neumeiers „Othello“ eröffnet.

2014, da wäre doch noch wer zum dekorativen Gratulieren, Richard Strauss nämlich, vor 150 Jahren geboren? Nicht im Hause Young, dort wird er einer unter vielen im Repertoire sein. Und nachdem der geschäftsführende Direktor Detlef Meierjohann anfangs betonte, wie effektiv sein Haus im bundesdeutschen Vergleich agiert (mit München und Dresden an der Spitze), kündigte er nach drei Jahren Ruhe eine Erhöhung aller Preise um durchschnittlich zehn Prozent an. Eine Maßnahme, die sich nicht vermeiden lässt, weil die Politik die Tarifsteigerungen am Haus nicht komplett ausgleichen will. Deswegen werden nun auch die Rücklagen angetastet, obwohl sie Kunst finanzieren sollen und nicht Gehälter.